Abenteuer Auslandssemester

11.01.2015

Selamat Tahun Bahru 2015 – Frohes Neues Jahr!!!

Das erste Mal in unseren beiden Leben sollten wir den Jahreswechsel im Ausland verbringen. Eigentlich ganz aufregend, dachten wir, jedoch war der letzte Tag des Jahres, zumindest bis 21 Uhr, erstaunlich normal. Es war irgendwie „unbesonders besonders“… Erst später am Abend haben wir uns zum KLCC-Park an den Petronas Twin Towers aufgemacht, um das große Feuerwerk dort zu genießen.

Aufgrund des Flugzeugsabsturzes wurden viele Feuerwerke und Feiern abgesagt oder eher bescheidener gehalten – das so gesparte Geld sollte besser gespendet werden. Von Bescheidenheit haben wir hier allerdings nicht so viel gemerkt. Im Zentrum des Parks fand eine laute, chaotische und bunte Party mit basslastiger Musik, Laser- und Wasserfontänen-Show und einer Menge Vuvuzela-Tröten statt. Wir fühlten uns in die WM 2010 in Südafrika zurückversetzt und suchten schnell das Weite. Grundsätzlich war es aber angenehm, dass die Menschen nicht betrunken waren und privates Feuerwerk hier verboten ist. Zum Glück gab es im Park auch ein paar ruhige Ecken mit tollem Blick auf die Zwillings-Türme.

Sekunden nachdem die Uhr Mitternacht schlug, stiegen die ersten Raketen in den klaren Himmel und zauberten 10 Minuten lang ein beeindruckendes Feuerwerk über unseren Köpfen!

101_0215
Frohes neues Jahr!

Nach dem obligatorischen Anstoßen haben wir die nun verstummte Atmosphäre genossen (auch die Party war um Mitternacht schlagartig vorbei), bevor wir uns inmitten der Menschenmassen auf den Heimweg machen wollten. Die Menge strömte Richtung Vergnügungsviertel Bukit Bintang, zum Glück nach kurzer Zeit in die entgegengesetzte Richtung zu unserem Weg. Da wir die letzte Monorail um kurz vor 1 Uhr knapp verpasst haben, fanden wir einen kleinen nächtlichen Neujahrsspaziergang angebracht. Vom KLCC bis zu unserer Wohnung sind es zu Fuß tatsächlich nur knapp 8 km! Doch erstaunlich, wie dicht wir am Stadtzentrum wohnen…

Gegen 2 Uhr lagen wir auch schon im Bett. Wie gesagt, unbesonders besonders…

Nun ist das neue Jahr schon ein paar Tage alt, aber so richtig ist 2015 noch nicht in unseren Köpfen angekommen. Gerade Antonia fehlt der Jahreswechsel auf Schloss Ascheberg mit der Silvesterfreizeit und für uns beide ist es einfach ein komisches Gefühl bei 30 °C in ein neues Jahr zu gehen…

Was denken eigentlich Malaien über Entwicklungszusammenarbeit, die Gleichberechtigung der Frau, Integration und Kopftücher?

Alles was wir im folgenden Absatz sagen, entspringt unseren persönlichen Erfahrungen, und erhebt absolut keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit! 🙂

Zum Thema (Unter-)Entwicklung und Entwicklungszusammenarbeit haben wir uns in der Uni ausführlich mit der Dependenz- und Modernisierungstheorie auseinandergesetzt. Diese Theorien suchen Ursachen und Verursacher für eine wie auch immer aussehende „Unterentwicklung“ der sogenannten „3. Welt“ entweder bei den reichen, entwickelten Ländern (Dependenztheorie), oder bei den armen Ländern selbst (Modernisierungstheorie). (Detailliertere Infos zu den mittlerweile veralteten Theorien gibt es im Internet oder in einschlägiger Literatur). Schuldzuweisungen sind in diesem Kontext sicherlich wenig sinnvoll und die Frage nach Ursachen und Schuld kann – wie so oft – nicht mit simplen Ja-Nein-Antworten gegeben werden.

Klar ist, dass es große Ungerechtigkeit auf dieser Erde gibt und klar ist auch, dass „unser“ Reichtum auf der Armut anderer basiert. Dem Westen geht es gut, weil der Rest arm ist. Diese Problematik klang des Öfteren in den Vorlesungen an und wir als Europäer hatten mehr als einmal ein ziemlich schlechtes Gewissen aufgrund unserer Vergangenheit. Auf der anderen Seite wurde im besonderen Deutschland von unserer Professorin für seine Nachhaltigkeit, Umweltschutz und so weiter in den 7. Himmel gelobt! Malaysia sieht in Deutschland ein Vorbild für gelungene Entwicklung und strebt auch in diese Richtung. Der Kurs „Development and Sustainability“ soll seinen Teil dazu beitragen…

Wenn man auf das Thema „Gleichberechtigung der Frau“ eingehen will, dann lässt sich für uns feststellen, dass es für ein muslimisch geprägtes Land nicht so düster aussieht, wie in anderen Teilen dieser Welt. Das Kopftuch ist offiziell freiwillig, Frauen nehmen normal am öffentlichen Leben teil und bekleiden oftmals gute Positionen in diversen Institutionen und Firmen. Dennoch haben wir das Gefühl, dass gerade Mädchen ein eher geringes Selbstbewusstsein aufweisen und oft eingeschüchtert sind. Das zeigt sich in verbaler Kommunikation (sie halten beim Reden die Hand vor den Mund und flüstern), Offenheit auf andere (besonders Fremde) zuzugehen und im Kleidungsstil. Wie gesagt, offiziell ist Verhüllung keine Pflicht… Die gesellschaftliche Realität sieht doch anders aus und so spielt Tradition, Familie und Religion eine sehr starke Rolle. Als Mann bekommt man von alldem tatsächlich nicht so viel mit, doch wenn Antonia nur ihre Unterarme zeigt, so ziehen die Mädchen an ihren Sachen und sagen „cover yourself (verhülle dich)“…

Da das Thema Kopftuch immer ein Reizthema ist, gerade in Deutschland, wollen wir hier nochmals genauer darauf eingehen. Genauer gesagt Antonia, denn sie hat intensivere Erfahrungen damit gemacht als Benjamin.

Kopftuch ist definitiv nicht gleich Kopftuch! Es gibt sie in verschiedenen Farben, Formen und Stoffen. Man kann sie auf verschiedene Arten und Weisen binden und es ist definitiv ein Modeaccessoire! Doch so schön es bei vielen Frauen und Mädchen auch aussieht, so verneinen wir doch das, was dahinter steht – nämlich die Unterdrückung der Frau. So sehr unsere Professorin unseren Mitstudentinnen im Kurs auch sagt, dass sie es freiwillig tragen und nicht aus Pflicht, so sehr sind wir uns nicht sicher, ob es alle Mädchen wirklich aus eigenem Willen heraus tragen oder nicht doch aus einer Art gesellschaftlichem Zwang. Wahrscheinlich ist es wie so oft eine Mischung aus beidem: 50% tragen Kopftuch, weil sie es schön finden und nicht anders kennen und die anderen 50%, weil es von ihnen erwartet wird. Antonia weiß aus eigener Erfahrung, dass es unter solch einem Kopftuch sehr warm wird. Sie genießt es, es zu tragen, wenn die Klimaanlage auf ihren Kopf pustet, kann es aber sogleich abnehmen, wenn sie den Raum, den Bus oder die Bahn verlässt. Die Mädchen hier tragen es immer. Von ihrer ersten Menstruation bis zu ihrem Tod. Sie dürfen es nur vor anderen Frauen, ihrem Vater, ihren Brüdern und ihrem Ehemann abnehmen…

Wie immer gibt es Ausnahmen und so sieht man selten, aber manchmal muslimische Frauen, die kein Kopftuch tragen. Besonders ältere Musliminnen tragen oft keins, weil dieser „Brauch“ vor gar nicht allzu langer Zeit in Südostasien unüblich war. Wenn man sich alte Fotos (50 Jahre und älter) anschaut, dann ist dort kaum eine Frau mit Kopftuch zu sehen. Erst mit einer zunehmend radikaleren Auslegung des Islams in Malaysia nach der Unabhängigkeit des Landes schwappte dieses Kleidungsstück aus dem Nahen Osten hier herüber.

In Sachen „Nationbuilding“ (übersetzt etwa: „Nationalismus fördern“) tut die malaysische Regierung sehr viel. Auf dem Papier zumindest… Es gibt Kampagnen, die die drei großen Gruppen im Land näher zusammen bringen und eine stärkere Identifikation mit dem Land fördern sollen. Aber auch hier sieht die Realität anders aus: man bleibt lieber unter sich, im Hörsaal sitzen die Malaien links, die Chinesen rechts und die Inder irgendwo dazwischen, da sie eh in der Minderheit sind. Auch bei Gruppenarbeiten bleiben die Gruppen eher homogen. Die Vorurteile und Barrieren sind wohl noch zu groß. Gegenüber uns „westlichen“ Ausländern war man anfangs zurückhaltend und schüchtern, jedoch wurden wir dann eher von den Malaien „integriert“. Andere Austauschstudenten haben es aber auch andersherum empfunden. Sie wurden von den Chinesen integriert.

Wir hätten noch so viel mehr, worüber wir schreiben könnten. Da wären zum Beispiel die wunderbaren Hocktoiletten mit Handduschen oder die hier herrschende Motorrollerkultur… Aber wir wollen euch auch nicht langweilen 😉

Ab jetzt zu viert

Es begann mit der Ankunft von Benjamins Eltern am 5.1.2015. Vor ein paar Monaten hatten die beiden sich dazu entschieden, die Chance am Schopf zu packen und ihren Sohn in Asien zu besuchen. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits Flüge nach Myanmar gebucht hatten, wollten Benjamins Eltern mit uns dorthin reisen

Gerade für Benjamins Mutter, die das erste Mal so weit wegfliegt, wird die Sache mit Sicherheit sehr aufregend werden! Aber auch wir beide waren sehr aufgeregt, als wir zum Flughafen gefahren sind und Empfangskomitee gespielt haben. Mit drei Stunden Verspätung landeten die zwei erstaunlich munter und zuversichtlich etwas später in unseren Armen. Vertraute Gesichter im fernen Land – ein ungewohntes Gefühl.

100_0259
endlich sind sie da!!! 🙂

Nun sind wir für die nächsten drei Wochen zu viert unterwegs und als Einstieg für Benjamins Eltern müssen ein paar Tage Sightseeing-Programm in KL genügen, bevor es ins Abenteuer Myanmar geht…

100_0381
wie der Vater, so der Sohn…

100_0342

So starteten wir mit den Batu Caves, den Petronas Twin Towers, dem KLCC Park, Chinatown, der Heli Bar, Little India und einem Tagesausflug nach Melakka. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit bis jetzt mit scharfem, indischem Essen, neuen Eindrücken und bösen Klimaanlagen.

100_0427
Sonnenuntergang über KL
100_0429
immer wieder schön: die Heli Bar
100_0516
obligatorisch…

Vorgestern haben wir die letzten Abschlussklausuren bewältigt und uns von der Uni verabschiedet. Ein ganzes Semester in Malaysia ist somit geschafft! Es gab schöne und interessante, aber auch schwierige und anstrengende Momente. Wir bereuen unsere Entscheidung auf gar keinen Fall, würden aber auch kein zweites Semester hier verbringen wollen.

Wir sind froh über die freien Universitäten, die wir in Deutschland haben. Freie Meinungsäußerung, die einem nicht den Mund verbietet ist ein unheimlich wichtiges und schützenswertes Grundrecht!

Außerdem spielt in Malaysia das Alter eine große Rolle und ältere Personen sind grundsätzlich mit Respekt zu behandeln. Ihnen widerspricht man nicht und es wirkt beinahe so als seien sie über jegliche Kritik erhaben. Aufgrund dessen haben auch wir uns zwei Mal eher ungewollt mit der Professorin angelegt, als wir ein paar Fakten „korrigieren“ wollten. Doch nein, das tut man hier nicht!

Unser abschließendes Resümee zum Auslandssemester:

Ein längerer Auslandsaufenthalt baut Vorurteile und Klischees nicht unbedingt ab, hilft aber besser mit ihnen umzugehen. 🙂

Nach einem wehmütigen Auszug aus unserer Wohnung am gestrigen Tag sind wir nun wieder Backpacker und fliegen heute Nacht nach Myanmar.

FHD1311
letztes Bad im Pool 😦

Damit wollen wir diesen Blogabschnitt beenden und auf den nächsten hinweisen: „Abenteuer aus dem Rucksack“ 🙂

30.12.2014

Sonnenbrand und völlig durchnässt zu Weihnachten

„[…] Es wird heller und heller – und ab und zu geben die dicken Wolken den Blick auf eine epische Berglandschaft frei. Wirklich atemberaubend. So stellen wir uns Mittelerde vor! 🙂 […]“

                                                          – Auschnitt aus unserem Tagebuch vom 25.12.2014 –

 

Bevor es aber für uns in den „Weihnachtsurlaub“ nach Indonesien ging, hatten wir in Kuala Lumpur noch die letzte Uni-Woche zu bewältigen (unser Filmprojekt ging als der Gewinner hervor 🙂 ) und am 17.12. hatten wir eine obligatorische Deutsch-österreichische Weihnachtsfeier in der Wohnung von zwei Kommilitoninnen mit Bratwurst, Sauerkraut, Kartoffelsalat und Glühwein, sowie einem Lebkuchenhaus-Bauwettbewerb. Zusätzlich kam am 18.12. ja auch noch „Der Hobbit“ in die Kinos…! Also ein volles Programm kurz vor Abflug.

100_3394
Weihnachtsfeierei bei Sarah und Patricia, im Hintergrund: das deutsch-österreichische Buffet 🙂
100_3438
Lebkuchenhauscontest… welches wohl gewonnen hat?!

Etwas übermüdet und mit einem immer noch angeschlagenen Benjamin reisten wir am 19.12. nach Yogyakarta auf der Insel Java. Indonesien verlangt eine Einreisegebühr von 35 US-$ und da wir nicht genug Geld dabei hatten, konnte zunächst nur Benjamin einreisen, während Antonia im Transitbereich warten musste – wie eine Illegale 😉 Das ging ja schon gut los…

Yogyakarta ist eine sehr schöne und kulturell geprägte Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und einer Menge Künstler. Hier dreht sich alles um Batik. In diesen Genuss durften auch wir gleich am ersten Abend kommen, als wir auf der Straße angequatscht wurden und zu einer Kunstausstellung geführt wurden. Der Künstler sprach natürlich Deutsch und hat uns damit um den Finger gewickelt. Auf der Mitleidsschiene und mit viel Charme hat er versucht uns seine Werke schmackhaft zu machen. Als wir zwei Stunden später ohne ein Bild seine Galerie verließen, hatten wir ein richtig schlechtes Gewissen… Dass diese „Best-Friend“-Masche hier in Yogyakarta aber an der Tagesordnung ist, durften wir an den nächsten Tagen am eigenen Leib spüren. Es kann gefühlt einfach jeder ein paar Brocken Deutsch und weiß Dinge über Deutschland. Wir änderten ab nun also unsere Identität und gaben uns als Dänen aus. Auch nicht die beste Idee, denn nun können die Leute Dänisch und kennen dänische Sportler, die wir nicht kennen… Es war schön in Yogya, aber eben auch etwas anstrengend. Neben dem Kraton, dem Wohnsitz des Sultans, haben wir uns noch das Wasserschloss und Prambanan, einen hinduistischen Tempel, angeschaut. Diesen jedoch nur von der anderen Seite des Zauns aus… Nach drei Tagen mit viel Regen verließen wir Yogyakarta mit der Eisenbahn in einstündiger Fahrt nach Solo. Wer Benjamin kennt, der weiß, dass diese erste Bahnfahrt auf Java mit zu den Highlights gehörte 🙂

100_9234
Schattenspiel im Kraton
100_9245
im Wasserschloss

In Solo blieben wir nur eine Nacht, denn es war der Ausgangsort für unseren „kleinen“ Hike auf den Vulkan zu Weihnachten. Für den Startpunkt in Cemoro Sewu fuhren wir zunächst mit dem Bus in die Berge nach Tawanmangu. Dieser Ort liegt bereits auf 1000 Metern über NN und am nächsten Morgen um 6 Uhr brachte uns ein Minibus nochmals 900 Meter höher durch kleine Bergdörfer und wunderschöne Landschaften hinauf zum Startpunkt des Gipfelpfades zum Vulkan Lawu. Es war der 24. Dezember!

100_9471
wir folgen den Schienen in Solo
100_9510
Frühstück auf Indonesisch: Fried Noodles
100_9564
Tawanmangu, 1000 Meter ü. NN
100_9599
hier duscht man nur mit einem Eimer, aber immerhin warm
100_9604
der Minibus fährt steil bergauf, die Rucksäcke liegen einfach nur drauf…

Wir stapften super motiviert los und freuten uns auf die bevorstehende Bescherung auf dem Gipfel. Der Pfad begann sehr angenehm. Der Weg war mit Steinen befestigt, man lief durch duftende Nadelwälder und nur ab und zu ging es steil hinauf. Wir sahen einem angenehmen Aufstieg entgegen. Auf dem Weg befinden sich 5 Posten und der erste von ihnen war schnell bewältigt. Kurz danach machten wir die erste Pause um zu frühstücken und es wurde spürbar kälter, die Wolken zogen um uns herum. Wir waren nun schon auf über 2000 Metern.

100_9611
Auf zum Vulkan Lawu!
100_9609
wir sind dem roten Weg gefolgt
100_9645
steiniger Aufstieg…

Bei dieser Vulkanbesteigung wollten wir eigentlich alles besser machen und von unserem letzten Berg (dem Vulkan Baru in Panama) im Februar dieses Jahres lernen. Deshalb hatten wir uns extra früh auf den Weg gemacht um nicht wieder im Dunkeln oben anzukommen, all unsere Sachen wasserdicht verpackt (denn es ist ja Regenzeit) und extra einen nicht ganz so hohen Vulkan mit einem kürzeren Aufstieg ausgewählt. Denn das letzte Mal hatte Benjamin unter Höhenkrankheit gelitten… Wir sind gut vorbereitet, dachten wir.

Damit, dass es mittags anfangen würde zu regnen, hatten wir, wie gesagt, schon gerechnet. Um 10 Uhr begann es zu tröpfeln und etwas später fing der erste Regenschauer an. Zum Glück erreichten wir wenig später den Posten 3 um den Regen abzuwarten. Hier kamen wir das erste Mal mit den anderen Aufsteigern in Kontakt – alles Indonesier und alle sehr neugierig 🙂 Jedoch zeigt hier (auf 2800 Metern Höhe) Antonia das erste Mal Anzeichen der Höhenkrankheit – ihr wird schwindelig und schlecht.

Grundsätzlich waren wir sowohl auf als auch in der Nähe des Vulkan die einzigen „Westler“. Zwischen Yogyakarta und Bali haben wir keine anderen westlichen Touristen getroffen. Dadurch wurden wir für die Leute hier noch interessanter.

Die letzten 400 Höhenmeter bis zum Posten 5 waren sehr anstrengend und schweißtreibend… Der Weg bestand nur noch aus ungleichmäßigen steinernen Stufen. Immer häufiger mussten wir Pausen einlegen. Doch dann, schon um 13:30 Uhr, waren wir nur noch 100 Meter unter dem Gipfel. Das Ziel war so greifbar nah – als der nächste Regen einsetzte. Wieder hatten wir Glück und konnten uns unterstellen. Bei einer Art Tempel, denn der Vulkan gilt bei den Indonesiern als heilig und so trafen wir auch Pilger auf dem Weg.

100_9677
bei Posten 5 auf 3100 Metern ü. NN

100_9728

Wir bauten unser Zelt in der Nähe des „Tempels“ auf, packten die uns aus Deutschland zugesandten Geschenke in den Tagesrucksack und starteten einen neuen Versuch für die Bescherung auf dem Gipfel. Doch ein weiteres Mal sollte uns der Regen einen Strich durch die Rechnung machen und kurz vor dem Erreichen der Spitze setzte erneut ein Regenschauer ein. Wir rannten also wieder bergabwärts und feierten unter dem Vordach eines leeren Hauses mit Kerzen, einer Menge Weihnachtsgebäck und der Weihnachtsgeschichte ein anderes, aber besonderes Weihnachtsfest. Unser Blick ging über die Wolkenberge und unsere Gedanken zu den Lieben nach Hause… Wahrlich eine schöne Bescherung! 🙂

100_9748
kleine Bescherung im Schutz des Hauses

100_9762

Die Nacht im Zelt war angenehm warm (wir hatten uns gut eingemummelt, denn es soll hier oben nachts so O°C werden) und pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir wieder auf. Dieses Mal verschonte uns der Regen. Mit uns warteten am Gipfelstein noch viele junge Indonesier auf die aufgehende Sonne. Es war eine tolle Atmosphäre, wie die Wolken durch die Täler des Vulkans zogen. Wir trafen auch eine Truppe vom Aufstieg wieder, welche uns erzählte, dass es bei ihrem Schlafplatz (etwa 200 Meter von unserem entfernt), die ganze Nacht geregnet hätte. Da hatten wir ja Glück!

100_9788
Gipfel erreicht 🙂

100_9775

100_9800

Der Sonnenaufgang war leider nicht ganz so spektakulär wie erhofft, aber diesen 1. Weihnachtstag auf 3265 Metern Höhe zu beginnen, war dennoch einmalig! Nach dem die Wolken doch noch etwas aufzogen und wir den Krater und die umliegende Umgebung bewundern konnten, gab es zurück am Zelt „Sternenmarkt“-Tee und weihnachtliches Oatmeal mit Spekulatius und Nüssen (nochmals DANKE nach Hause, dass dies möglich war!) zum Frühstück.

100_9875
weihnachtliches Frühstück

Gut gestärkt und mit viel Sonne (Benjamin bekommt einen ziemlichen Sonnenbrand) machten wir uns alsbald an den Abstieg. Normalerweise ist der Abstieg immer kürzer und angenehmer als der Aufstieg, doch so leider nicht dieses Mal… Nachdem erst Antonias Sohle den Geist aufgab und nur mit einem „Fröhliche Weihnachten“-Band gehalten wurde, setzte heute der Regen noch früher als gestern ein und wollte partout nicht wieder aufhören… Zunächst haben wir Schutz in einem Unterstand gesucht, mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Regens. Unterdessen kamen ein paar Träger in Flip-Flops den Pfad hochgestiegen, die Wasser und Lebensmittel zu den Versorgungspunkten am Gipfel brachten. Da staunten wir nicht schlecht… Nach etwa einer Stunde Warterei sollte es dann im Regen weitergehen, denn vom Rumstehen kommt man ja auch nicht unten an. Und diese Entscheidung sollte richtig sein. Hätten wir weiterhin gewartet, wären wir jetzt wohl immer noch dort oben. An diesem Tag hatten wir unsere Sachen leider nicht wasserdicht eingepackt und so ziemlich alles wurde nass 😦

100_9905
über den Wolken…
100_9908
geflickter Schuh… bis unten sollte es leider nicht halten

Letztendlich dauerte der Abstieg genauso lange wie der Aufstieg. Dies war auf den Regen, Antonias Sohle (die sie am Ende abriss und den letzten Kilometer zum Startpunkt humpelte) und die unzähligen Selfies zurückzuführen, die wir mit all den entgegenkommenden Indonesiern machen mussten.

image2
super nette Indonesier: Fandi und sein Bergsteigerteam

Unten angekommen – es regnete immer noch in Strömen – setzten wir uns in ein Lokal, tranken einen warmen Tee und warteten auf einen Minibus, der uns in den nächsten Ort bringen sollte. „Bei Regen fahren hier oben in den Bergen keine Minibusse“, sagten uns die Besitzer des Lokals. Als wir etwas später für einen erhöhten Betrag doch in einem saßen, wussten wir warum: die Straßen waren zu reißenden Flüssen geworden und man hatte Sorge, dass das Auto von ihnen mitgerissen wird. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir in der kleinen Stadt Magetan an und begaben uns auf Unterkunftssuche. Das erste Hotel war ausgebucht, das nächste hatte dann zum Glück ein Zimmer. Also Seile durch den Raum gespannt und Rucksackinhalt aufgehängt. Noch geduscht und schlafen gegangen… Was für ein 1. Weihnachtstag!!!

Von nun an befinden wir uns auf dem Weg nach Bali. Java hat ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz und mit diesem wollen wir heute, am 2. Weihnachtstag, nach Bali reisen. Die nassen Sachen werden also wieder eingepackt und los geht es 🙂

Die Eisenbahn wird relativ schnell wieder verworfen und wir nehmen einen Bus bis nach Surabaya. Zwei Tage später soll hier das AirAsia-Flugzeug starten, das bis heute nicht gefunden wurde. Die Fahrt nach Surabaya ist lang (5 Stunden), aber angenehm und führt uns durch wunderschöne Landschaften. Auf den Reisfeldern werden gerade die neuen Setzlinge gepflanzt. Die Sonne scheint und man kann sich nicht vorstellen, was für ein Unwetter gestern herrschte. Durch das Heckfenster des Reisebusses entfernt sich der Vulkan Lawu mehr und mehr.

In Surabaya angekommen ist es erst Mittag und wir sind frohen Mutes heute noch nach Bali zu kommen. Zuerst nehmen wir einen Bus in die Stadt um uns am Bahnhof über Züge zu erkundigen. Nur leider ist alles ausverkauft und so fahren wir zurück zum Busterminal und versuchen all den schmierigen Ticketverkäufern zu entkommen und ein Busticket zu einem angemessen Preis zu bekommen. Doch keine Chance. Hier scheint ein Monopol vorzuherrschen und so müssen wir am Ende doch das überteuerte Ticket kaufen. Surabaya ist eine hässliche, laute und große Industrie- und Hafenstadt mit etwa 2,7 Mio. Einwohnern. Genau so ist auch der Busbahnhof. Dreckig und mit einer drückenden Stimmung. Schon vor drei Jahren haben wir uns hier nicht wohl gefühlt und so ist es auch dieses Mal. Umso schlimmer, dass der schäbige Bus zwei Stunden zu spät kommt (Probleme auf dem Weg) und wir statt um 18 Uhr erst um 21 Uhr losfahren. Es sind mehr Menschen im Bus als Sitzplätze – wir haben zum Glück welche abbekommen. Das Wasser tropft dieses Mal auf Antonia… Es geht auf eine 12-stündige Fahrt nach Bali – glauben wir.

Um 1 Uhr nachts gab es die erste Pause (mit kostenlosem Abendessen), doch als wir dachten, dass es nun weitergeht, wird am Bus gerade das eine Hinterrad durch das Reserverad ausgetauscht. Wir warten also etwa eine Stunde, dann geht es zum Glück weiter. Irgendwann in der Nacht fallen die Klimaanlage und die Lüftung aus, der Schweiß läuft nur so herunter. Als es um 5 Ihr hell wird, hält der Bus ein weiteres Mal. Beim Reifenmann am Straßenrand wird ein neuer Reifen gekauft, denn beide Hinterreifen sind platt, welches ein interessantes Fahrgefühl ergab (wir saßen genau über diesen Reifen 😉 ). Um diese Uhrzeit sollten wir eigentlich schon auf Bali angekommen sein, doch wir befanden uns immer noch auf Java und die Fähre nach Bali war noch nicht in Sichtweite.

100_9971
Panne Nr. 2 um 5 Uhr morgens…
101_0007
Fährüberfahrt von Java nach Bali

Mit 9 Stunden Verspätung und nach einer 17-stündigen Busfahrt kamen wir am 27.12. um 14 Uhr endlich in Denpasar auf Bali an. Nach unserer 12-stündigen Busfahrt in Laos vor drei Jahren dachten wir eigentlich, dass diese nicht mehr zu toppen ist, aber doch: in Indonesien ist dieses möglich 🙂

Bali – oh, du schöne Trauminsel!

Die Strapazen nach Bali zu kommen, haben sich wie immer gelohnt! Bali ist ja so schön!!! Es ist die Grundstimmung, die Menschen, die Kultur… Wir kommen auf Bali an und es geht uns gut! Unserer Meinung nach ist der Erfolg Balis auf seine authentische Lebensart und die offene Auslebung des Hinduismus zurückzuführen. Die Balinesen lassen einen an ihren Bräuchen teilhaben ohne dass es aufgesetzt wirkt. Egal wann man nach Bali reist, irgendetwas haben sie immer zu feiern 🙂 So auch dieses Mal.

101_0051
Balinesen auf dem Weg zu einer Zeremonie

Nachdem wir von netten Einheimischen gegen eine Gebühr nach Ubud – das kulturelle Zentrum Balis – mitgenommen wurden (die lokalen Minibus-Fahrer wollten unangemessen hohe Preise von uns), fanden wir nach etwas Sucherei sogar unsere Unterkunft vom letzten Besuch auf Bali wieder. Sofort fühlten wir uns wohl und wie Zuhause. Schade, dass wir schon in zwei Tagen zurück nach Kuala Lumpur fliegen mussten…!

101_0134
unser Zuhause in Ubud: das Sandat Bali

Den einen vollen Tag, den wir auf Bali hatten, nutzten wir dafür umso mehr. Mit einem Motorroller fuhren wir erst durch die wunderschöne Vulkanlandschaft in den Norden der Insel, schnorchelten dort kurz vor der Küste und in 5 Metern Tiefe über ein amerikanisches Schiffswrack und fuhren dann in einem großen Bogen an der Küste und durch Reis- und Gemüsefelder zurück. Am schwarzen Strand ließen wir mit lauter Balinesen den Tag ausklingen.

101_0056
Reisfelder bei Ubud
FHD0807
Schnorcheln am Wrack bei Tulamben

FHD0786

101_0123
Abendstimmung am schwarzen Strand

Am letzten Tag schlenderten wir dann noch über den Markt in Ubud um Antonias Phobie vom letzten Besuch zu heilen. Damals wurde sie dermaßen von einem Verkäufer bedrängt, dass sie seitdem keinen Fuß mehr auf solch einen Markt gesetzt hatte. Doch dieses Mal ist alles anders. Wahrscheinlich auch dank unserer Sprachkenntnisse aus der Uni (denn Indonesisch ist fast dieselbe Sprache wie Malaysisch) kommen wir mit den Verkäufern ins „Gespräch“ und können mit ihnen verhandeln. Beim ersten Kauf bekommen wir Rabatt, weil es regnet, dann weil wir die ersten Käufer am heutigen Tag sind und danach, weil wir so gut Indonesisch sprechen können. Antonia ist geheilt 🙂

Unsere WG hatte sich an diesem Tag eher zufällig auf Bali versammelt und so treffen wir uns erst mit Katharina und Jochen zu einem leckeren Mittagessen und als wir etwas später im Shuttlebus zum Flughafen sitzen (übrigens wieder mit über einer Stunde Verspätung und der Verkehr zieht sich enorm), steigen auf einmal Sven und Tine in diesen Shuttle zu. Wir haben genug Zeit, denn unser Flug geht erst um 22 Uhr abends, doch Tine und Sven sind etwas mehr unter Zeitdruck. Als wir um 18:30 Uhr endlich den Flughafen erreichen, haben sie noch etwa eine Stunde Zeit, bis ihr Flieger abhebt. Aber es klappt alles 🙂

101_0163
mulmiges Gefühl kurz vor Abflug…

In dieses Flugzeug der Airline „AirAsia“ zu steigen war ein seltsames Gefühl. Das abgestürzte Flugzeug ist nun seit zwei Tagen verschwunden. Es ist ziemlich genau die gleiche Strecke geflogen, wie unseres gestern. Niemand verlor ein Wort über die abgestürzte Maschine, es gab keine Schweigeminute. Beim Start schaukelte das Flugzeug ziemlich und noch nie war uns so bewusst, wie schnell es gehen kann, dass das Flugzeug, in dem man sitzt, nicht wieder landet… Wir denken, dass die meisten Leute in diesem Flieger ein mulmiges Gefühl hatten, aber dennoch war die Maschine fast voll besetzt.

Als wir kurz vor 1:00 Uhr in Kuala Lumpur landeten, waren wir froh, den Flug sicher überstanden zu haben. Wahrscheinlich sind wir ziemlich genau über das Wrack der anderen Maschine geflogen…

Unser Resultat zu Indonesien: wir wollten dem Land Indonesien (und gerade der Insel Java) eine zweite Chance geben, da wir hier beim letzten Besuch im März/April 2012 eher schlechte Erfahrungen gesammelt hatten. Ganz geschafft hat es Indonesien leider nicht sein Image bei uns umzukehren. Der erste Eindruck täuscht einen eben selten. Jedoch haben wir das Land und die Menschen besser kennengelernt und hatten ein tolles Weihnachtsfest.

Wir haben das Gefühl, dass es in Indonesien nur um das Geld geht. Ein Besuch Indonesiens beginnt mit einer Einreise- und endet mit einer Ausreisegebühr. Bekommen die Menschen das Geld, das sie haben möchten, sind sie supernett zu einem. Bekommen sie es nicht, sollte man lieber schnell gehen… In Indonesien gibt es viele schöne Orte und hat man es erst einmal dorthin geschafft, so kann man es in vollen Zügen genießen. Doch um von Ort zu Ort zu kommen, verliert man leider so einige Nerven – und Tränen sind auch geflossen.

Dieser „Weihnachtsurlaub“ hat uns sowohl physisch als auch psychisch an unsere Grenzen gebracht. Aber so ist es eben als Backpacker. Es ist halt kein Urlaub, sondern eine Reise.

Nach Bali werden wir sicherlich dennoch wiederkommen, jedoch wird dieses noch ein paar Jahre auf sich warten lassen und bis dahin brauchen wir einen guten Trick um mit den Geldgeiern dort klar zu kommen…!

Nun neigt sich 2014 seinem Ende entgegen und wir sind dankbar für dieses schöne und erlebnisreiche Jahr! Wir hoffen, dass auch ihr ein gutes Jahr hattet und wir wünschen allen einen tollen Start ins Jahr 2015! Wir vermissen euch!

 

16.12.2014

Sommer, Sonne, Sonnenschein 🙂

Da es uns am letzten Wochenende an der Ostküste so gut gefallen hat, wollten wir sogleich Ende dieser Woche wieder dorthin. Da traf es sich nur allzu gut, dass gleich eine ganze Gruppe von der Uni plante nach Cherating zu fahren – nur etwa 40 Kilometer nördlich von Kuantan. Dies ist zwar nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich wollten wir uns KL eher von „oben“ ansehen und auf einen kleinen Berg steigen, doch das Strandwochenende klang dann doch sehr verlockend. Zusammen mit Tine, Sven und einer weiteren Austauschstudentin fuhren wir Freitag in mehreren Etappen nach Cherating und checkten dort in kleine Holzhütten um einen Teich herum angeordnet und nur wenige Meter vom Meer entfernt, ein. Es wimmelte nur so vor Mücken. Drei weitere Kommilitonen sollten in der Nacht nach Ende der Uni noch nachkommen.

100_3085
unsere Unterkunft, das „Tanjung Inn“

100_3140

Zu acht verbrachten wir also ein schönes und entspanntes Wochenende in allerbester Backpackermanier in Cherating, einem typisch-malaysischen ehemaligen Fischerdorf, welches den Surfer-Tourismus für sich entdeckt hat. Wir fuhren mit Kajaks durch die Mangroven (Antonia hat dabei ihr geballtes Uni-Wissen darüber auspacken dürfen) und bekamen dabei Nashornvögel und Otter zu Gesicht – die Krokodile und Schlangen ließen sich aber leider nicht blicken. Dazu spielten wir abends mit einer bunten Truppe aus Malaien und Surfern Beachvolleyball, genossen das Baden im Meer, aßen feinste Backpackerkost à la Mee Goreng, Nasi Goreng und Trinkkokosnuss und lernten ein wenig für die Abschlussprüfungen.

100_3179
eine Bootsfahrt, die ist lustig… 🙂
100_3240
Nashornvögel! – der Nationalvogel Malaysias

100_3234

100_3203
Mangroven-Lehrstunde mit Antonia

Heute schauen wir auf ein entspanntes und ereignisreiches Wochenende zurück, an dem uns die Regensaison wieder nicht enttäuscht hat. Die Sonne schien ununterbrochen, abgesehen von unserem letzten Abend. Da regnete es zum Abschied in Strömen! Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht auch in dem Nachtbus „geregnet“ hätte und auf Benjamin heruntertropfte. Nun ist er etwas angeschlagen und wir hoffen, dass er bis zu unserer Abreise nach Indonesien am Freitag wieder fit ist.

100_3322
Wefie (die neue Form des Selfies) auf Malaysisch – man beachte den Monopod oder auch Selfiestick 🙂

Bauboom

Schaut man aus unseren Wohnungsfenstern oder denen der Busse und Bahnen beim Durchqueren Kuala Lumpurs, aber auch Malaysias, so fällt einem ein enormer Bauboom auf! Überall werden Wohnkomplexe und Malls aus dem Boden gestampft. Da diese Wohn- und Arbeitskomplexe ja auch irgendwie gefüllt werden müssen, stehen in öffentlichen Gebäuden und schon bestehenden Shoppingmalls Stände von den Bauunternehmern, welche einem Wohnungen oder Häuser verkaufen wollen. Zwar kann Antonia sich dadurch mit Grundrissen eindecken, jedoch sind die Wohnungen hier alle sehr ähnlich geschnitten und so gibt es schon schnell nichts Neues mehr zu entdecken. All diese Wohnungskomplexe werden immer schicker und sind mit Pool-, BBQ-, und Spiellandschaften versehen. Dagegen ist das Kondominium, in dem wir leben, schon richtig veraltet und schäbig 😉

Malaysier scheinen Shoppingmalls zu lieben! Sie gehen an ihrem freien Tag in eine Mall. Läuft man durch Kuala Lumpur, so fragt man sich, wer eigentlich alles in diesen Malls einkaufen soll? Doch irgendwie muss es sich ja lohnen, wenn fast wöchentlich irgendwo einen neue Mall eröffnet wird. Wir schätzen die Malls wegen ihrer Food Courts und schauen uns gerne die Vielfalt und „Übertriebenheit“ an. Was es wohl besonderes in dieser Mall gibt? Eine Eislaufbahn oder einen Themen-Park mit Achterbahn oder eben aufgedreht-kitschige Weihnachtsdeko? Auf die Worte „in der Midvalley-Megamall waren wir noch nicht, da können wir gerne mal hingehen“ bekamen wir die Antwort: „ Ach, so malaysisch seid ihr schon, dass ihr euch jede Mall anschauen müsst?“… Anscheinend schon…

100_2720
dem tropischen Umfeld entsprechende Weihnachtsdeko in der Midvalley-Mall
107_9029
in einer der größten Malls Südostasiens (Berjaya Times Square) gibt es einen Vergnügungspark!

Wir sind gespannt wo diese Bauentwicklung hinführen wird und rechnen mit einem Immobiliencrash in den nächsten Jahren. Denn schon jetzt fragen wir uns, wer alles in all den Häusern und Wohnungen wohnen soll. Kuala Lumpur rechnet anscheinend mit einer rapiden Wachstum in der Zukunft. Wir bleiben neugierig 🙂

Happy Birthday, lieber Sultan!

Am Donnerstag hatte der Sultan von Selangor Geburtstag und da unsere Universität in diesem Bundesstaat liegt, hatten wir mal wieder frei 🙂 Die Malaysier schaffen es einfach immer wieder einen Feiertag zu kreieren. Mit einem Bier haben wir abends auf unserem Balkon auf seinen Ehrentag angestoßen. Wenn er das wüsste! Die Sultane sind die Oberhäupter der einzelnen Bundesstaaten – malaiisch, dadurch muslimisch und sehr konservativ…!

Wir wollen seinen Geburtstag nutzen um ein wenig das politische System Malaysias zu erklären. Es handelt sich grundsätzlich um eine konstitutionelle, parlamentarische Wahlmonarchie, die von den Briten eingeführt wurde. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Wahlmonarchie bedeutet, dass der König alle fünf Jahre aus den Reihen der neun Sultane (der neun ursprünglichen Bundesstaaten) gewählt wird. Daneben gibt es noch vier weitere Bundesstaaten, die jedoch keinen Sultan, sondern einen Gouverneur an ihrer Spitze haben. Dazu wird vom Volk ein Parlament gewählt, aus dem die Regierung hervorgeht. Auf dem Papier wirkt das ganze ziemlich frei und demokratisch, allerdings mit erheblichen Abstrichen. Seit der Unabhängigkeit Malaysias 1957 ist die Regierungspartei UMNO (eine malaiische Partei) ununterbrochen an der Macht und stellt seitdem die Ministerpräsidenten. Was dieses für ein multikulturelles Land bedeutet, kann man sich ja vorstellen. Die Opposition hat kaum Einfluss und wird systematisch von der Regierung unterdrückt.

Dieses Wissen haben wir übrigens hauptsächlich aus unserem „Malaysian Nationhood-Kurs“ – wir haben also doch etwas gelernt 🙂

100_3328
Antonia hat versucht das politische System Malaysias zu verstehen…

Unsere Pläne für die nächsten Monate

Da wir anscheinend mit dem letzten Blogeintrag etwas Verwirrung gestiftet haben, möchten wir hier noch einmal auf unsere Pläne der nächsten Monate näher eingehen. Oft genug haben wir nun schon erwähnt, dass unsere Tage in Kuala Lumpur gezählt sind. Zurück nach Deutschland kommen wir aber so schnell doch noch nicht. Nachdem wir am 09.01.2015 unsere letzten beiden Abschlussklausuren geschrieben haben werden, reisen wir zusammen mit Benjamins Eltern nach Myanmar. Dieses Land fasziniert uns nun schon länger, jedoch öffnet es sich zurzeit rapide für Touristen und wird nach und nach seinen „unentdeckten Charakter“ verlieren. Myanmar ist eine Militärdiktatur und war jahrzehntelang weitestgehend abgeschottet. Reisen dorthin sollen sehr abenteuerlich sein und so rennt uns die Zeit davon, um noch etwas von diesem Abenteuergefühl zu erleben. Nach dem knappen Monat in Myanmar wird uns ein weiterer Flieger auf die Philippinen bringen. Vor der Rückreise nach Deutschland möchten wir zudem noch Kambodscha näher erkunden, denn mit diesem Land hat sich Antonia im letzten Semester in Deutschland ausgiebig beschäftigt.

Vor dieser „Reisephase“ werden einige Dinge, die wir nicht mehr gebrauchen können, zurück nach Hause geschickt – somit auch der Laptop. Die regelmäßigen Berichte werden also ab jetzt eher ein Ende nehmen und von unregelmäßigen abgelöst werden. Wir versuchen aber unser bestes 🙂

Falls wir es nicht mehr schaffen sollten uns vor dem 24.12. zu melden, so wünschen wir euch allen ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest 2014!

100_3045
Ton in Ton bowlt es sich am besten!
09.12.2014

Sungai Lembing – ein wahrer Geheimtipp 🙂

Malaysia hat seinen relativen Wohlstand mehreren „natürlichen“ Ressourcen zu verdanken: heutzutage sind es das Erdöl, Tropenholz und Palmöl, doch vor gar nicht allzu langer Zeit sorgte ein Metall für volle Staatskassen: Zinn. Der erste Zinnabbau begann bereits um 1400 und wurde in den folgenden Jahrhunderten zu einem wichtigen Handelsgut. Darauf wurden auch die Briten aufmerksam und weiteten den Zinnabbau in Malaysia aufgrund ihres Bedarfs während der Industriellen Revolution im Mutterland während ihrer Kolonialherrschaft weiter aus. Malaysia wurde einer der größten Zinnexporteure weltweit. In dieser Zeit wurden von den Briten Chinesen als Minenarbeiter angeworben. Dies ist einer von zwei Hauptgründen, warum in Malaysia noch heute so viele Chinesen leben. Allein im Bundesstaat Pahang, im Osten Malaysias, gibt es 14 Zinnminen in der Nähe von Sungai Lembing. Zwar wird hier seit Ende der 80er Jahre offiziell kein Zinn mehr gefördert, jedoch kann man einen Teil der Minen besichtigen – Ja, auch hier wurde der Tourismus als neue Einnahmequelle entdeckt 🙂

Das erste Mal sind wir mit den Zinnminen bei Sungai Lembing im Zuge unserer Videoprojekte in Verbindung gekommen. Der Ort ist eher ein „Geheimtipp“ und wird zum Beispiel nicht in unserem Lonely Planet genannt. Als nun aber auf der Leinwand in der Uni ein kleiner Zug, mit Touristen besetzt, in den Berg hineinfuhr, war klar: dort müssen wir hin!

Mit dem Bus fuhren wir erst von Kuala Lumpur nach Kuantan, der Hauptstadt des Bundesstaates Pahang, an der Ostküste der Halbinsel Malaysias. Auf dem Weg dorthin wurden uns die Ausmaße der Regenwaldzerstörung für Palmölplantagen nochmals besonders deutlich. Über etwa 100 Kilometer stehen soweit das Auge reicht Palmen in Reih und Glied, wo früher einmal primärer Regenwald zu finden war. Ziemlich erschreckend. So bald hat dieser Wahnsinn leider auch kein Ende, denn Malaysia setzt bei seiner wirtschaftlichen Entwicklung auch weiterhin auf Palmenöl. 4,5 Millionen Hektar (entspricht etwa 6,3 Mio. Fußballfeldern) des Regenwalds wurden in Malaysia schon für Palmölplantagen abgeholzt.

100_2786
Palmölplantagen – da schaut man nicht gerne aus dem Fenster

An der gesamten Ostküste herrscht offiziell gerade Regenzeit, weshalb viele Touristen die Region meiden, jedoch haben wir dort nicht mehr Regen und tatsächlich mehr Sonne abbekommen als täglich in KL. Nur wegen der Regenzeit sollte man diese Regionen also unserer Meinung nach nicht meiden. Kuantan ist eine typisch malaysische Stadt ohne besondere Sehenswürdigkeiten. Doch gerade diese Städte sind uns besonders sympathisch. Neben einer schicken Moschee (die Ostküste ist noch muslimischer geprägt als der Rest der Halbinsel) gibt es eine Uferpromenade und natürlich Shoppingcenter.

100_2807
Highlight in Kuantan: die Sultan-Ahmad-Shah-Moschee

Früh morgens brachen wir in Kuantan auf und nahmen den Bus nach Sungai Lembing. Wir erwarteten Menschenmassen, da gerade Schulferien sind, doch letztendlich standen wir in einem kleinen, beschaulichen Ort, der seine besten Jahre bereits hinter sich hat. Sungai Lembing war in seiner Blütezeit der reichste Ort Malaysias und wurde als „El-Dorado des Ostens“ bezeichnet. Heute erinnert es einen eher an eine Westernstadt. Nach dem Besuch des wirklich sehenswerten Museums in dem ehemaligen Wohnhaus des Minenmanagers ging es für uns beide – nur zusammen mit einem netten Dänen – in die alten Stollen. Es ist die größte Zinnmine der Welt mit einem Tunnelsystem von insgesamt 322 km Länge und einer Tiefe von 700 m. In ihren 100 Jahren Betrieb förderte die Mine 100.000 Tonnen Zinn in einem Gesamtwert von 1 Mrd. US-Dollar.

100_2866
Willkommen im Wilden Westen! – achnee, El-Dorado des Ostens 🙂
100_2897
Sungai-Lembing-Museum im ehemaligen Wohnhaus des Minenmanagers
100_2958
tuut tuut 🙂 auf geht’s!
100_2942
bis zu 500 Meter kann man in den Stollen hineinlaufen
100_2936
Hier soll noch nach der Schließung der Mine illegal Zinn abgebaut worden sein.

Ziemlich beeindruckend und auf jeden Fall einen Besuch wert!

Heli Lounge Bar

Eigentlich hatten wir ja behauptet, dass man nicht nach Malaysia fahren muss um feiern zu gehen. Zurücknehmen möchten wir diese Aussage nicht, jedoch etwas revidieren. Unsere österreichischen Mitstudenten überzeugten uns am Freitag, mit ihnen in die Heli Lounge Bar zu gehen. Wir wussten nicht was uns erwarten würde und deshalb war die Begeisterung umso größer, als wir erst mit dem Fahrstuhl in den 34. Stock fuhren und von dort nochmals drei Etagen über Betontreppen erklommen, bis es ins Freie ging. Es war eine unwirkliche und atemberaubende Atmosphäre. Man stand komplett im Freien auf einem Hubschrauberlandeplatz, der für den Abend nur durch Absperrbänder vom Abgrund getrennt wird. Die Luft stand still und durch den Dunst wirkten die umstehenden Hochhäuser Kuala Lumpurs wie gemalt.

100_2753
Heli Bar Lounge – eine ganz neue Sicht auf Kuala Lumpur

Bei sehr netten Gesprächen und guter Live-Musik genossen wir die Zeit und bekamen von hier aus die Petronas Twin Towers noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu Gesicht. Wahrscheinlich wäre dieses der perfekte Ort um Silvester zu verbringen und sich das angepriesene Feuerwerk anzuschauen. Jedoch besteht leider für genau diesen Abend ein für uns unbezahlbares „Angebot“ in Höhe von 600 RM (etwa 144 Euro)…

100_2735
Live-Musik über den Lichtern der Stadt

Am nächsten Morgen war Nikolaus-Tag und weil wir Angst hatten, dass St. Nikolaus den weiten Weg nach Asien nicht findet, oder mal wieder im Stau von Kuala Lumpur steckt, haben wir sicherheitshalber etwas nachgeholfen. Mit 10 RM bewaffnet, durfte jeder von uns durch einen Supermarkt schlendern, für seinen geliebten Partner ein paar Kleinigkeiten kaufen und anschließend in den Stiefel stecken. So erfreuen wir uns auch an den kleinen Dingen des Lebens 🙂

100_2767
Nikolaus! – Antonia hatte unter anderem 1 Liter Milch im Stiefel 🙂

Das Ende wird spürbarer…

Genauso wie unser aufgeweichtes Lebkuchenhaus von letzter Woche schon nach drei Tagen ein Ende in unseren Bäuchen gefunden hat (übrigens sehr lecker!), neigt sich auch die Zeit hier in KL ihrem Ende entgegen. Noch zwei Uni-Wochen, unser Weihnachtsurlaub in Indonesien, Silvester, die Abschlusstests und der Auszug aus der Wohnung am 10. Januar. Genauso wie in Deutschland zu dieser Jahreszeit unzählige Jahresrückblicke gesendet werden, so wird es für uns auch bald Zeit ein kleines Resümee zu ziehen und noch ein paar Dinge loszuwerden…

100_2690
für das Klima hier leider keine gute Bausubstanz 😦

 

02.12.2014

Es brennt!

Am Dienstagabend hatten wir noch einen Film geschaut und dafür die Fenster geschlossen. Als wir um etwa 1 Uhr die Fenster zum Schlafen wieder öffneten, kamen von draußen seltsame Knack- und Knallgeräusche zu uns ins Zimmer. Wo kommt das her? Nur etwa 100 Meter von unserem Haus entfernt, brennt eine Werkstatt mit angrenzendem Wohnhaus lichterloh! Die Flammen schießen meterhoch in die Luft. Das Feuer entwickelt sich ziemlich schnell und wir haben Sorge, dass es noch auf andere Wohnhäuser übergreift. Gefühlt dauert es eine halbe Stunde (wahrscheinlich waren es 10 Minuten), bis endlich die erste Feuerwehr um die Ecke fährt. Es folgen noch drei weitere Löschfahrzeuge und aus unserem 12. Stock beobachten wir aus sicherer Entfernung wie immer mehr Schaulustige zusammenkommen.

IMG_4207
Tatütataa

Auch Benjamin möchte unbedingt zu dem Brand und so gehen wir für ein paar Minuten zu der Unglücksstelle. Die Feuerwehrmänner rollen ihre Schläuche aus und los geht’s… Zuerst fragen wir uns, wie die kleinen Wasserstrahlen solch ein großes Feuer löschen sollen, aber nach und nach werden die Flammen kleiner. Zum Glück scheinen keine Menschen und weiteren Gebäude zu Schaden gekommen zu sein.

100_2415
da staunten wir nicht schlecht…

„Kling Glöckchen Klingelingeling…“

Nach der überstandenen Präsentation am Donnerstag (unsere Professorin konnte Benjamin als Erzähler gar nicht genug loben), haben wir uns als Belohnung einen Besuch bei Kuala Lumpurs IKEA gegönnt – dem einzigen in Malaysia. Schon als wir vor dem Eingang standen, hatten wir das Gefühl in Hamburg zu sein. Als wir jedoch erst im Gebäude waren, haben wir uns das erste Mal seit verlassen Deutschlands wieder wie Zuhause gefühlt. Bei Heimweh lautet unser Rezept also: Geh zu IKEA! Neben lokalen Standardgerichten wie Nasi Lemak und Hähnchenkeulen stehen natürlich auch hier Köttbullar und Lachs auf der „Karte“ des Restaurants – und kurz nach dem Betreten des Möbelhauses kamen wir dann auch schon in den Genuss dieser köstlichen Speisen. Eigentlich waren wir bei IKEA auf der Suche nach etwas Weihnachtsdeko, hatten damit aber leider nicht so viel Glück… Unseren Papp-Weihnachtsbaum gibt es leider nicht und der Weihnachtsstern war ausverkauft. Beim Verlassen entdeckten wir dann aber noch das Lebkuchenhaus! Das musste natürlich in unseren Einkaufskorb. Danke IKEA, dass es dich gibt!

100_2436
unsere erleichterte Filmprojekt-Gruppe nach einer erfolgreichen Präsentation
100_2434
Fotoshooting! – wenn Antonia Kopftuch trägt, möchten alle Mädchen aus dem Kurs ein Foto mit ihr haben
100_2441
Vorfreude!
100_2454
Home sweet home…

Am Samstag war dann der große Basteltag. Neben dem Lebkuchenhaus und etwas Weihnachtsdeko mussten auch „Danke-Grußkarten“ für unsere Sprachkurslehrerin gebastelt werden. Ja, wir sollen Karten anfertigen und dann „Terima Kasih“ draufschreiben. Ein bisschen wie in der Grundschule. Unsere Dozentin stellt sich die dann wahrscheinlich alle ins Büro und zeigt sie ihren Kollegen – „Schaut mal, wie gern mich meine Schüler haben…“ 🙂

100_2510
Bastel-Hausaufgaben für die Uni

Unser Lebkuchenhaus wurde leider gleich am ersten Abend von einer Ameisenkolonne entdeckt und muss seitdem im Kühlschrank verharren. Dazu sind durch die hohe Luftfeuchtigkeit die Lebkuchenwände und –dachteile aufgeweicht und etwas eingefallen. Allzu lange wird es also nicht mehr überleben. Egal, wie sehr man es auch versucht, Weihnachten hier ist einfach nicht wie in Deutschland…

100_2679
ein schöner Versuch etwas Weihnachtsstimmung in unsere Wohnung zu bekommen
100_2636
der Gipfel der Weihnachtsdeko, den wir bisher entdeckten – sogar mit einem Auf-dem-Schoß-Sitzen-Weihnachtsmann (natürlich gegen Gebühr)

Das Warten hat ein Ende

Am Donnerstag kamen so viele gute Nachrichten an einem Tag, dass wir sie fast nicht alle verkraften konnten. Als wir noch vor unserer Film-Präsentation das Internet in der Uni öffneten, erreichte uns die Nachricht, dass Benjamins Auslandsbafög nun endlich da ist – und zwar sogar mehr als erwartet! Die Geldsorgen haben also ein Ende 🙂 Naja, Sorgen ist übertrieben, aber wir haben schon sehr auf unser Geld geachtet und uns wenig gegönnt. Damit können wir das Geld nun umso mehr schätzen und haben auch gleich nach Flügen für die Weihnachtstage gesucht. Fliegen wir nach Bangladesch, Indien, Sri Lanka oder sogar Nepal? Nein, wir werden nach Yogyakarta auf Java, Indonesien fliegen, klettern dort hoffentlich Heiligabend auf einen Berg und werden dann von Bali zurück nach Kuala Lumpur reisen. Das sind doch schöne Aussichten 🙂

News aus der „Sun“

Fast jeden Tag besorgen wir uns die kostenlose Lokalzeitung „The Sun“. Neben allerlei Mord, Unfällen und Skandalen kann man sich darüber hinaus sehr gut über die europäischen Fußballergebnisse informieren. Hier erfuhren wir auch, dass der HSV endlich mal wieder gewonnen hat. Welch eine Sensation (…aber gleich an diesem Wochenende wieder verloren…)! Ja, die Malaysier sind sehr interessiert an Fußball und die meisten, mit denen wir uns über deutschen Fußball unterhalten, wissen mehr darüber als wir selbst. Nun wissen wir warum 🙂

Die restlichen Infos zu Politik und anderen Geschehnissen sollte man aber mit Vorsicht genießen. Die Medien werden von der Regierung zensiert und überwacht und somit steht Malaysia in Sachen Medienfreiheit auf einer sehr niedrigen Stufe, zusammen mit Madagaskar und Angola…

100_2696
… immer auf dem neusten Stand …

Nachhaltigkeit vs. „Modernisierung“?

Bei einem kleinen, spontanen Spaziergang am Sonntag kamen wir eher zufällig am ehemaligen Pudu-Gefängnis vorbei. Das erste Mal sind wir im Zuge unserer Vorlesung „Development and Sustainability“ mit diesem Gebäude in Kontakt gekommen. Es handelt(e) sich hierbei um einen schönen und riesigen Komplex, der 1895 von den Briten erbaut wurde. An der Innenseite der Außenmauer befand sich das längste Gemälde der Welt, über Jahrzehnte hinweg von den Insassen des Gefängnisses gemalt. Bei der Schließung im Jahr 2010 hat die Regierung leider die Möglichkeit nicht wahrgenommen, aus dem Gefängnis ein Museum zu machen. Stattdessen entschied man sich für den Abriss, um auf dem Gelände eine Shopping-Mall zu errichten. Das Schicksal des Pudu-Gefängnisses steht exemplarisch für die meisten asiatischen Großstädte, die im Zuge sogenannter „Modernisierungsmaßnahmen“ erhaltenswerte Bausubstanz (die schön hergerichtet ein hervorragender Tourismusmagnet wäre!) durch gesichtslose, hässliche Betonklötze ersetzt haben. Das finden nicht nur wir sehr schade, sondern auch Einheimische, wie unsere Professorin.

100_2602
letzte Überreste des Pudu-Gefängnis – wenigsten das alte Eingangstor wurde stehen gelassen

Mittlerweile denken wir wirklich sagen zu können, dass wir in Kuala Lumpur angekommen sind. Es gibt fast nichts mehr, was uns verwirren oder aus dem Takt bringen könnte – egal ob im Restaurant eine Ratte unter dem Tisch langläuft, die Rufe des Muezzins aus dem Lautsprecher neben einem Ertönen, Chinesen vor einem plötzlich Grimassen für ein Selfie mit Teleskopstange schneiden oder in Bahn und Bus das Wasser aus der Klimaanlage auf einen heruntertropft – all das ist ganz normaler Alltag für uns 🙂

 

25.11.2014

Dengue-Fieber – ein wachsendes Problem

Hier in den Tropen gibt es viele „exotische“ Krankheiten. Bevor man eine Reise nach Malaysia antritt, lässt man sich in Deutschland einmal gründlich durchchecken und gegen alles Mögliche impfen: Tetanus, Gelbfieber, Meningokokken, Hepatitis A und B… dazu bekommt man gegen Malaria Tabletten im Überschuss. Zudem empfehlen wir noch eine Tollwut-Impfung, da es hier vor hinterlistigen Makaken nur so wimmelt.

Eine Krankheit gegen die man sich nicht impfen lassen kann, welche jedoch gerade bei uns auf dem Campus etwas häufiger vorkommt und sich zur Zeit weltweit verbreitet, ist das Dengue-Fieber. Es wird von Mücken mit schwarz-weiß-gestreiften Beinen übertragen, die nur morgens und abends stechen und dazu nur 200 – 300 Meter fliegen können (sie sollten also nicht bis in unseren 12. Stock kommen). Auf dem Campus hängen Schilder, mit Informationen über diese Krankheit.

100_2393
Infotafeln zu Dengue-Fieber in der Bibliothek
100_2406
fiese kleine Viecher…

Für uns war diese Gefahr bisher immer weit weg und irgendwie irreal, bis letzten Montag ein kranker Sven von einem Wochenende in Bangkok zurück in unsere Wohnung kam. Am Vortag hatte er schon starkes Fieber und am Tag der Rückkehr zeigte das Fieberthermometer 39,4°C… Als nach drei Tagen Ruhe das Fieber erst zurückgegangen war und dann wiederkam, hat Tine ihren Freund zum Arzt gebracht. Die Diagnose lautete: Dengue! Sven musste also für drei Tage ins Krankenhaus und nun ist fraglich, ob er überhaupt hier bleibt oder nicht doch wieder zurück nach Deutschland fliegt. Die Krankheit wird nämlich von Infektion zu Infektion immer schlimmer und kann tödlich enden. Neueste Informationen von Tropeninstituten haben jedoch eher Entwarnung gegeben. Nach einer Infektion ist man für drei Monate gegen jede Form von Dengue immun (Angaben ohne Gewähr), danach sollte man allerdings in den Tropen SEHR vorsichtig sein (bzw. am besten gar nicht mehr hinreisen). So wird Sven also wahrscheinlich hierbleiben… Glück gehabt!

Eine Person, die wir bis jetzt noch gar nicht erwähnt haben, ist unsere Vermieterin Kimberly. Wir hatten einen schlechten Start mit ihr, da das Verhältnis Vermieter – Mieter hier wohl doch ein anderes ist, als in Deutschland. So hat sie täglich bei uns in der Wohnung vorbeigeschaut und uns sinnlose Dinge vorbeigebracht (zum Beispiel Umwickler für die Kühlschranktürgriffe – nicht aber etwas sinnvolles, wie einen Kochtopf…), uns Bilder per WhatsApp geschickt, wie die Wohnung auszusehen hat, wenn wir sie verlassen und ist immer vorbeigeschneit, wenn wir gerade am wenigsten Lust auf Besuch hatten. Sie hat nämlich einen Schlüssel und kann jederzeit in die Wohnung… Dazu wurde Benjamin von ihr als Hausmeister in Beschlag genommen und täglich mit neuen Aufgaben beauftragt. Naja. Nun müssen wir aber alles revidieren, denn als Sven krank war (oder ist), hat sie sich wirklich rührend um ihn gekümmert. Kimberly ist Chinesin und hat so alle möglichen naturmedizinischen Heilmittel im Petto (Froschporridge und Sud aus Papayablättern sind zwei davon – hat er aber nicht bekommen). Dazu hat sie eine Saftmaschine vorbeigebracht, damit er sich einen speziellen Saft aus Bittergord (Gemüse in Form einer kleinen Gurke) herstellen kann. Das ist wirklich sehr nett!

108_2391
Kühlschranktürgriffumwickler und eine Saftmaschine 🙂

 

Sustainable Development

Schon lange haben wir nicht mehr über unseren Kurs „Development and Sustainability“ geschrieben. Das lag aber nicht daran, dass dieser weniger interessant war. Ganz im Gegenteil. Jede Woche lernen wir mehr und mehr, wie die Malaysier über ihr eigenes Land denken. So haben wir in den letzten Wochen selbst produzierte Videos gezeigt bekommen, welche die Nachhaltigkeit im Land aus Sicht der Studenten beschreiben. Die Themen sind dabei von den Gruppen selbst gewählt und behandelten unter anderem die Themen „alte Gebäude wieder herrichten“ oder „Korallen und Mangroven schützen“. Das Bewusstsein für die Umwelt ist also da, es muss nur noch mehr in der Gesellschaft verbreitet werden.

108_2182
Video über Korallen in Malaysia

In der Vorlesung selbst ging es um eine nachhaltige Gesellschaft und ihren Konsum. Hier lernten wir tatsächlich in der Uni Dinge, welche uns schon von klein auf eingebläut wurden, zum Beispiel das Sparen von Strom und Wasser und das richtige Einkaufen, Lagern (Milch gehört in den Kühlschrank…), Zubereiten und Wiederverwerten von Lebensmitteln. Ganz passend zu unserem Eintrag von letzter Woche. Unsere Professorin lehrt sehr anschaulich, benutzt viele „moderne“ Beispiele und erzählt reichlich von ihrem eigenen, weniger vorbildlichen, Verhalten.

Wie schon einmal erwähnt, handelt das Video unserer Gruppe von der Planstadt „Putrajaya“. Diese Stadt wurde komplett auf einem nachhaltigen Prinzip entwickelt und gebaut. So sind Wohngebiete „mit kurzen Wegen“ erbaut, es wird zur Beleuchtung LED eingesetzt und man kann in Recycling-Centern seinen getrennten Müll abgeben – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Unsere Videopräsentation ist an diesem Donnerstag und das Video ist heute fertig geworden. Noch nie hat Antonia so viel Zeit in eines ihrer Videos von dieser Länge gesteckt (es müssten mindestens 60 Stunden Schneidearbeit und Optimierung sein, für ein 22-Minuten-Video), allerdings auch, weil sich die Vorstellungen der Direktorin Fairuz immer wieder änderten und sie doch einen erstaunlichen Dickkopf hat – im positiven Sinne. Dazu kommt aber auch noch Antonias deutscher Perfektionismus. Wir hoffen also, dass unsere Präsentation auch unsere Professorin überzeugt.

 

Work-Life-Balance…?

Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, dass wir in den letzten zwei Wochen eher „Stubenhocker“ waren und KL nicht weiter verlassen haben. Der Hauptgrund hierfür ist der „Uni-Stress“. Auf der anderen Seite genießen wir zurzeit auch einfach das Alltagsleben hier und haben uns unter anderem mit viel Vorfreude der Reiseplanung für die nächste Zeit gewidmet.

Was wir uns nicht haben nehmen lassen, waren die Gottesdienstbesuche in der Kirche in Little India. Hier sind jeden Sonntag drei Gottesdienste direkt hinter einander und alle sind sehr gut besucht. Zuerst einer auf Tamil, dann unserer auf Englisch und als letztes einer auf Indonesisch, welcher immer in vollem Gange ist, wenn wir nach dem „Kirchenkaffee“ nach Hause laufen. Das besteht hier übrigens aus selbstgekochtem mehr oder weniger indischem Essen – also Reis mit verschiedenen Currys. Da der Gottesdienst meistens um 13:30 Uhr zu Ende ist, passt die deftige Mahlzeit aber ganz gut. Wir genießen es dabei mit den anderen Christen – US-Amerikaner, Namibier und vielen Indern – ins Gespräch zu kommen und jeden Sonntag bekannte Gesichter wiederzusehen. Alle sind super nett!

108_2253
Kirchenkaffee mit leckeren Mahlzeiten und netten Gesprächen

Diesen Sonntag wurden wir vom Pastor gefragt, ob wir Weihnachten bei ihnen in der Kirche feiern werden. Über die Weihnachtsplanung sollten wir uns tatsächlich langsam Gedanken machen, denn wir haben vom 20. – 29.12. (am 30.12. schreiben wir unseren ersten Abschlusstest) keine Uni und würden an Heiligabend gerne auf dem Gipfel von irgendeinem Berg sitzen. Mal schauen, ob das klappt. Zudem haben dieses Wochenende die Schulferien begonnen und die Reiselust der Malaysier lässt die Preise für Flüge etc. in die Höhe schnellen.

11_23_LakeGardens+LitIndia (18)
Werbungen im KL Sentral stimmen uns auf Urlaub ein…
108_2376
erste kitschige Weihnachtsdeko nun auch in KL

Zum Abschluss kann man noch erwähnen, dass wir am 20.11. ein kleines Jubiläum hätten feiern können: Tag 100 in Südost-Asien! Übrigens noch nicht einmal die Hälfte 🙂

 

18.11.2014

Makan, Makan

In Südostasien dreht sich alles ums Essen. Und somit natürlich auch in Malaysia. „Makan“ (man kann es für alles, was mit Essen zu tun hat, benutzen) war eins der ersten malaysischen Wörter, das wir gelernt haben. Und das aus gutem Grund!

Nasi Goreng und Mee Goreng (Fried Rice und Fried Noodles) in allen Variationen sind wahrscheinlich die am meisten gegessenen Gerichte in ganz Südostasien…

Streetfood gibt es an allen Ecken und Enden. Die Preise sind unschlagbar günstig (meist weniger als 1,- € pro Mahlzeit) und verführen gerade Benjamin immer wieder zum ein oder anderen „Snack“. Wer möchte, kann 24 Stunden am Tag Essen ausprobieren und kein Gericht zweimal in der Hand halten.  Das Angebot reicht von Malaiischem Satay, über chinesische Dim Sum zum Indischen Thosai. Oder eben ein Mix aus allem.

108_2275
einer der Straßenstände auf dem Weg zur Uni…
109_7487
sympathisches chinesisches Ehepaar und leckeres Essen noch dazu – Streetfood

Wenn man Essen möchte, dann steht man nicht nur vor der Wahl, WAS gegessen werden soll, sondern auch WO: Restaurants aller Kategorien, Fastfood, Straßenstände, Nachtmärkte und unser Favorit: Foodcourts. Foodcourts bestehen aus einem zentralen Sitzbereich mit Ständen drum herum, die Essen aller Art kategorisch aufgebaut anbieten. Dazu gibt es einen seperaten Getränkestand. Jeder sucht sich also das Essen aus, worauf er gerade Lust hat (indisch, Nudeln oder Reis usw…) und alle können zusammen essen ohne dass man sich auf eine Richtung oder ein Restaurant festlegen muss. Super simpel! Diese Foodcourts können entweder von einzelnen Personen bedient werden oder aber gehören zum Beispiel zu einer Mall und sind somit etwas schicker und ohne Konkurrenz unter den Ständen (wie auf dem Foto weiter unten).

Die meisten Menschen hier sind wahrscheinlich in der Lebensmittelbranche, und allem was dazu gehört, tätig.

Jochen, der Freund von Katharina, hat uns erzählt, dass Studenten, die von hier aus für ein Auslandsstudium nach Europa gehen, einen Kurs zum Selbstversorgen (z.B. aus Supermärkten) belegen. Die meisten einheimischen Studenten, scheinen nicht zu wissen, wie man in einem Supermarkt auf Vorrat einkauft und haushaltet – für uns undenkbar, aber so ist es eben, wenn man 24/7 Essen und Trinken an allen Ecken und Enden zu einem angemessenen Preis bekommt.

109_8281 - Kopie
wenn auswärts, dann Indisch!
IMG-20141003-WA0002
mit den Kommilitonen im Foodcourt…

So sehr wir das „Makan-Angebot“ auch zu schätzen wissen, so sehr sind wir aber auch noch die erlernten Verhaltensmuster aus Deutschland gewöhnt: wir schmieren uns „Brote“ (am liebsten indisches Naan) für die Uni und kochen meistens in der Wohnung. Wann haben wir eigentlich das letzte Mal „auswärts“ gegessen? Letzte Woche auf unserem Singapur-Trip. Wenn man selber kocht, weiß man nämlich wenigstens, was drinnen ist…

Aircondition – bis zum Erfrieren

Würde man uns fragen: „Was würdet ihr an Malaysia als erstes ändern?“ Unsere Antwort wäre: „Klimaanlagen abschaffen!“

Ernsthaft – ein Temperaturunterschied von bis zu 14 °C beim Betreten einer Mall, einer Fähre, der Bahn oder des Kinos, kann nicht gesund sein. Draußen schwitzt man bei feucht-heißen 32 °C die Klamotten nass und drinnen muss man sich dann Schal, Pulli und Jacke anziehen (Antonia braucht noch weitaus mehr Schichten…), damit man sich bei frostigen 18 °C nicht den Tod holt. Klingt komisch, ist aber so…

108_0871
die „arktische“ Kälte in der Fähre

Erste ernsthafte Anzeichen einer „Klimaanlagen-Allergie“ zeigt Antonia, die schon seit unserer Ankunft hier mit triefender Nase und Niesanfällen sowie Augenjucken bis hin zum Anschwellen der Augenlieder auf das Betreten der besagten klimatisierten Einrichtungen reagiert (besonders dann, wenn ihr Körper sowieso schon durch Schlafmangel o.ä. geschwächt ist). Dieses nimmt sie nicht nur körperlich, sondern auch seelisch mit. Benjamin nennt das Phänomen liebevoll „ihre Seuche“.

Eine Mitstudentin hat bereits eine ärztlich bestätigte Allergie gegen Klimaanlagen und nimmt dagegen Antihistamine ein. Bis jetzt währt sich Antonia noch gegen einen Arztbesuch.

Naja, auf jeden Fall muss man immer gut vorbereitet sein. Ein Kopftuch oder eine Mütze hilft gegen Wärmeverlust über den Kopf, ins Kino nimmt man einen Schlafsack mit und bei der Platzwahl im Bus oder in der Bahn achtet man auf die „Winddüsen“, die auf Hals oder Kopf zielen…

108_2160
unter Schlafsack, Jacke und Pullover kann man Antonia finden – so sehen Zugfahrten in Malaysia meistens bei uns aus

Man muss auch erwähnen, dass wir nicht die einzigen sind die permanent frieren (Antonia etwas mehr als Benjamin…), denn die Einheimischen sitzen ebenfalls dick eingepackt im Bus oder in einem Speedboat. Der Sinn dieser „Kühlschränke“ blieb uns bis vor kurzem im Unklaren, bis wir erzählt bekamen, dass die niedrige Temperatur etwas mit Geruchsverhinderung zu tun haben. Aha, in geschlossenen Räumen breiten sich unangenehme Gerüche (Schweiß!) bei 18 Grad nicht so schnell aus wie bei 32 Grad. Das leuchtet ein.

Allerdings kennen wir auch genug positive Beispiele aus tropischen Ländern (Sri Lanka!), die super weitestgehend ohne Klimaanlagen auskommen und einfach die Fenster offen lassen. Fahrtwind ist nämlich viel erfrischender als trockene, keimverseuchte Frostluft!

Wenn es den sogenannten menschenverursachten Klimawandel wirklich gibt, dann hätten wir auch schon ein Mittel dagegen: einfach alle Türen sämtlicher klimatisierter Gebäude und Fahrzeuge offen lassen und die durchschnittliche Temperatur auf der Erde reduziert sich von alleine um mindestens 2 °C!!! 🙂

Die letzte Woche war eher ruhig und vollgepackt mit uns selbstauferlegten Aufgaben. So sitzt Antonia gerade an einem Filmprojekt für die Uni und Benjamin lebt seine kreative Seite aus. Das passiert halt, wenn man kein Computer mit Wikipedia zur Verfügung hat.

108_2187
Besprechung fürs Filmprojekt – auf Englisch gar nicht so leicht…

 

11.11.2014

Im Schatten einer Palme

„[…] Gegen 4 Uhr morgens setzt ein weiterer heftiger Regenguss mit starkem Wind ein. Wasser tropft durch die Nähte an der Decke und an den Seiten schwimmen unsere Sachen im Wasser. Der Wind drückt Antonias Zeltseite ein und jeden Moment könnte das ganze Zelt zusammenbrechen und wegfliegen. […]“

– Ausschnitt aus unserem Tagebuch vom 08.11.2014 –

 

Im Juni hatten wir für das Auslandssemester ein Studentenvisum beantragt. Dafür mussten alle möglichen Formulare von der Uni HH eingeholt, sowie jede einzelne Seite des Reisepasses kopiert werden – auch die leeren und Benjamins Reisepass hat 48 Seiten… Ein ziemlicher Batzen Papier ging damit auf den Weg nach Malaysia. Die Bestätigung, dass unser Antrag bewilligt wurde, kam jedoch erst am 24.08. (eine Woche vor Unibeginn), als wir schon längst mit einem Touristenvisum in Malaysia eingereist waren. Tipp für alle, die irgendwann vorhaben hier zu studieren: Kosten und Aufwand stehen in keinem Verhältnis zur Notwendigkeit. In Deutschland hätten wir nach Erhalt der Bestätigung noch nach Berlin oder Frankfurt fahren müssen um das endgültige Visum zu erhalten und hier in Malaysia sollten wir Unsummen bezahlen um es nachträglich zu bekommen. Das Touristenvisum ist für 90 Tage gültig und deshalb wäre unseres morgen abgelaufen. Darum mussten wir letztes Wochenende für mindestens zwei Nächte Malaysia verlassen.

Das Naheliegendste war für uns mit dem Zug nach Singapur zu fahren (etwa 7 Stunden Fahrt für 8 Euro) und dort zu zelten. Auf den ersten Blick passen Singapur und Zelten nicht unbedingt zusammen und in der Uni ernteten wir erstaunte Blicke und Kommentare, als wir von unseren Vorhaben erzählten. Es ist allerdings unserer Meinung nach die schönste und günstigste Möglichkeit in Singapur unterzukommen.

Singapur ist grundsätzlich moderner und sauberer, aber auch viel teurer als Malaysia. Ein kleines Rechenbeispiel von Antonia: kostet ein Essen in                                                Malaysia 6,- Ringgit (=1,45€), so bezahlt man für das gleiche Essen in                         Singapur 6,- Singapur-$ (=3,75€). Es wird also nur das Währungszeichen gewechselt 🙂

Donnerstagnacht haben wir also unser Zelt im East-Coast-Park bei Mondschein aufgestellt. Wir schauen vier entspannten Tagen entgegen.

108_1794
Aufwachen!
108_1824
Guten Morgen, Singapur!

Am Freitagmorgen erhalten wir dann von einem Parkmitarbeiter die Warnung für drohende Unwetter mit starkem Wind. Er sorgt sich um uns und möchte nicht, dass hier zurzeit Leute campen (wir bleiben natürlich hier…). Schon wenig später werden wir erfahren, warum er sich solche Sorgen macht: über den auf dem Wasser wartenden Schiffen braut sich eine dunkelgraue Wolkenwand zusammen und kommt immer näher. Wenn der Wind einsetzt, hat man noch etwa eine Minute Zeit bevor der Starkregen einsetzt. Vom Unterstand aus schauen wir dem kleinen Zelt beim Kampf gegen den Sturm zu.

108_1847
der Kampf gegen den Sturm

108_1852

Nach etwa einer Stunde ist alles überstanden und die Sonne kommt wieder raus, um die nassen Sachen zu trocknen. Diese Prozedur erleben wir in den 4 Tagen mindestens 6 Mal.

108_1870
Aufräumen nach dem Sturm

Besonders in Erinnerung bleibt uns die zweite Nacht, aus der auch das Eingangszitat stammt. Doch auch diese Nacht überstehen wir und das Zelt einigermaßen gut – dank der Wärme sind die nassen Schlafsäcke nicht so dramatisch. Die aufgehende Sonne wird sie wieder trocknen.

108_1952
Same procedure as every night… Gewitter 🙂

Eine Regel, die eigentlich jeder kleine Pfadfinder lernt, haben wir dummerweise missachtet: Lagere NIEMALS Lebensmittel im Zelt! Jeden Abend schleichen die Ratten herum und warten auf die passende Gelegenheit an unsere Essensvorräte zu gelangen. Als besonders dreist erweist sich eine Ratte, die tatsächlich ein Loch in die Zeltwand beißt und Teile unseres Toastbrotes frisst! Nun haben wir also passend zu dem vielen Regen auch noch ein Loch im Zelt.

Die restliche Zeit haben wir sehr genossen. Das Rauschen des Meeres, die Hängematte und eine frische, kühle Brise haben entspannte Urlaubsstimmung und ein wenig Heimweh aufkommen lassen.

108_1924

108_1832
ein herrlich erfrischendes Bad im Meer

Auch das kulturelle Programm kam nicht zu kurz. Wir sind den Spuren Stamford Raffles gefolgt, der Singapur im Jahre 1819 gegründet hat. Das „Raffles Hotel“ ist ein eindrucksvolles Beispiel britischer Kolonialarchitektur und man erkennt hieran besonders gut, wie Singapur künstlich gewachsen ist. Das Hotel wurde 1887 an der Meerespromenade erbaut und steht heute ca. 1 km landeinwärts in der Beach Street.

108_2114
koloniales Erbe der Briten

Bei einem Nachtspaziergang durch das historische Zentrum kann man den kolonialen Ursprung der Stadt besonders gut erleben. Heutzutage reiht sich hier eine „westliche“ Bar an die andere und lockt mit sündhaft teuren Bier- und Burger-Angeboten. In den Straßen tummeln sich „westliche“ Touristen. Wir lassen den Abend bei einer futuristischen Lasershow am berühmten „Raumschiffhotel“ ausklingen.

108_2031
Merlion vor der Skyline Singapurs
108_2044
Casino-Hotel „Marina Bay Sands“

Auch die künstliche Spaßinsel „Sentosa“ wollten wir mal wieder besuchen. Hier kann man viel Geld ausgeben, muss man aber nicht. Es reicht uns schon den Reichen und (weniger) Schönen beim Geldausgeben zuzuschauen. Die Insel trumpft mit den Universal Studios, einer Seilbahn, „iFly“(senkrechter Windkanal zur Simulation des Fallschirmspringens), Traumstränden, Resorts, reichlich Essen, einem Golfplatz, Madame Tussauds, Aussichtsturm, Shows, … auf.

108_1983
Männlichkeit²

Nach all dem „Bling-Bling“ (auch dank der kitschigen Weihnachtsbeleuchtung und dem unerwarteten „Asia´s Next Topmodel“-Set) haben wir gestern den Nachtzug zurück nach KL genommen um heute wieder pünktlich in der Uni zu sitzen. Nun dürfen wir also bis zum Ende des Semesters legal in Malaysia bleiben.

108_1995
da kommt Weihnachtsstimmung auf 😉
108_2084
exklusiv und top secret („no video recording allowed…“)

Die Hausarbeit über Melaka (hierzu müssten wir nun wirklich jede Frage beantworten können 🙂 ) wurde Donnerstag noch rechtzeitig fertig und abgegeben. Die schlechten Referate (sorry, aber so ist es…) nehmen seinen Lauf. Willkommen zurück in der Uni!

108_1734
Wie schön! Uns wird aus Wikipedia vorgelesen 🙂 – so sollte ein Referat nicht aussehen…
108_1757
schöne Stunden in der Bibliothek
03.11.2014

3 Jahre zusammen – 1 Jahr unterwegs…

Am 31.10.2014 war unser 3-jähriger Jahrestag – und natürlich Halloween, welches die modernen Malaysier selbstverständlich feiern. Antonia hat ausgerechnet, dass wir von diesen drei Jahren genau ein ganzes Jahr in der Weltgeschichte unterwegs waren. Ganz schön unverschämt eigentlich und sorry an dieser Stelle! Von den 12 Monaten haben wir fast jeden Tag 24 Stunden miteinander verbracht… Puh 🙂 Aber es fühlt sich immer noch super gut an und an diesem Jahrestag waren wir etwas kitschig:

108_1633
Islamisches Kunstmuseum
108_1611
Mini-Koran mit Lupe
108_1606
ein faszinierter Museumsbesucher…
108_1620
islamische Architektur – sehr facettenreich

Nach dem Besuch des Islamischen Kunstmuseums am Vormittag, stand am späten Nachmittag der Kinofilm „Love, Rosie“ auf dem Programm. Eigentlich wollten wir „Northmen – a Viking Saga“ schauen, jedoch wurde uns von diesem Film dermaßen aus Deutschland abgeraten, dass wir uns für die „Schnulze“ entschieden haben. Für etwa 2 Euro pro Person konnte man sich das auch mal erlauben. Interessant zu beobachten war die Reaktion der malaysischen Zuschauer, denn der Film (europäische Produktion) handelte von wechselnden Partnerschaften, Betrug und viel Alkohol. Wir vermuten, dass die Jugendlichen hier doch mehr über „westliche“ Verhaltensweisen wissen, als man manchmal denken würde. Danach hat die Wasser-Lichtershow an den Petronas Twin Towers diesen schönen Tag ausklingen lassen.

108_1644
mit nichts macht man ihn glücklicher 😉

108_1647

108_1684
romantisch…

Für nächstes Jahr haben wir uns was „deftigeres“ vorgenommen: Norden, Kälte, Schlafsack und Lagerfeuer 🙂 Hand drauf!

Am gestrigen Sonntag waren wir endlich mal wieder in einem evangelischen Gottesdienst. Protestantische Kirchen gibt es hier leider nicht so häufig und so mussten wir 1 Stunde Fahrtzeit auf uns nehmen um zur „Zion Lutheran Cathedral“ in Brickfields / Little India zu gelangen. Nach all den Muezzinrufen, Kopftüchern, chinesischen Räucherstäbchen und indischen Tempeln taten zwei Stunden Lobpreis, Predigt und Abendmahl richtig gut. Vieles kam uns bekannt vor, sogar ein Lobpreislied! Der vorhergehende Gottesdienst war auf Tamil und rappelvoll mit Indern, welche sogar außerhalb der Kirche auf Plastikstühlen saßen. Unser anschließender Gottesdienst war dann in einem sehr gut verständlichen Englisch und etwas internationaler. Die Inder waren aber auch hier in der Mehrheit, schließlich befanden wir uns in Little India. Dazu hat sich Antonia seit langem das erste Mal wieder gleichwertig gefühlt. Vor dem Gottesdienst kam ein Mann auf sie zu und streckt ihr die Hand entgegen – welch eine Wirkung das doch haben kann… Normalerweise wird sie eher ignoriert und von Gesprächen größtenteils ausgeschlossen. Dieses Mal unterhalten sich die Männer ganz normal mit ihr. Diese Erfahrung tat mal wieder richtig gut.

108_1702
Kirchengang am Sonntagmorgen
108_1706
eine Lutherrose in Kuala Lumpur 🙂

Races – Malay, Chinese, Indian, Other…

Egal ob man im Flughafen an der Passkontrolle steht, im Supermarkt eine Mitgliedskarte beantragt oder im Sprachkurs sitzt: überall spielt deine „Race“ eine Rolle. Im Malaysisch-Unterricht war es sogar eine der Vorstellungsfragen neben Name, Alter und Wohnort, welcher „Race“ man angehört. Im Grunde genommen bedeutet „Race“ im Englischen so etwas wie „Ethnie“, aber eigentlich ist „Rasse“ eine ganz passende Übersetzung, wobei man mit diesem Wort in Deutschland immer gewisse Assoziationen an eine bestimmte Zeit verbindet. Manch ein Ethnologe würde uns wahrscheinlich hassen, wenn wir behaupten, dass im Umkehrschluss die Ethnologie nichts anderes als die inoffizielle Nachfolgerin der Rassenkunde ist. Aber zurück zum Thema: Was man in Deutschland glaubt überwunden zu haben (unserer Meinung nach eher nicht), nämlich die Rassenthematik, spielt hier eine wesentlich größere Rolle. In allen Lebensbereichen der Menschen hier ist es wichtig, welcher „Race“ und welcher Religion du angehörst. Die daraus resultierende Ungleichbehandlung hatten wir ja schon früher diskutiert. Wir müssen uns also damit abfinden und das Beste draus machen. Immerhin hat unsere Malaysisch-Lehrerin für uns festgestellt, dass es in Deutschland keine „Races“ gebe und wir alle „Germans“ seien. Da sind wir ja beruhigt.

108_0813

Und sonst so…?

In unserer Wohnung hat es auch schon wieder ein paar Veränderungen gegeben. Alex, der Kumpel von Tine und Sven, ist gestern nach seinem drei-wöchigen Urlaub hier wieder abgereist. Dafür ist unser drittes Zimmer nun erneut belegt. Vor ein paar Tagen ist Katharina aus Mannheim, die wir aus der Uni kennen, bei uns eingezogen. Wer ein wenig runtersrcollt, findet dort ein Foto von ihr. Sie wohnte zuerst auf dem Campus und war mit der Gesamtsituation unzufrieden. So hat sie beschlossen neben der wenigen Uni ein Praktikum in der Stadt zu beginnen. Wir haben darüber nachgedacht, wie wir an ihrer Stelle gehandelt hätten. Auf dem Campus werden ab 18 Uhr die Bordsteine hochgeklappt und auch ansonsten gibt es hier fast nichts zu tun. Dazu muss man die Kurse in der Uni einfach mit Humor nehmen. Unter anspruchsvollen Univeranstaltungen stellt man sich definitiv anderes vor… Hätten wir nicht uns beide und könnten jeden Tag Abstand zum Campus bekommen, wir wären wahrscheinlich zum selben Entschluss gekommen. Nun wohnt sie bei uns und ab und zu kommt auch ihr Freund Jochen aus Indonesien rüber geflogen. Dann ist das hier eine tolle „Pärchen-WG“!

20140908_105709
unser Hauptgebäude auf dem Campus: die Fakultät der Humanökologie

In der Uni sind letzte Woche in „Malaysian Nationhood“ die Referate gestartet. Doch das Niveau der Vorträge ist leider erschreckend niedrig. Die Mitstudenten können bis auf wenige Ausnahmen nicht frei sprechen und lesen von ihrem Handy oder direkt von den textüberfluteten Folien ab – wirklich erstaunlich, wie viele Wörter auf eine PowerPoint-Folie passen. Leider nimmt man von diesen Präsentationen sehr wenig mit. Am Donnerstag waren wir dann dran und hoffen, dass wir mit unserem Melaka-Referat vielleicht den ein oder anderen beeinflusst haben und der Text auf den Folien in Zukunft etwas abnimmt.

Der Dozent ist zudem in letzter Zeit nicht mehr der Meinung, dass er zu unseren Vorlesungen erscheinen sollte… warum auch?! Dafür haben wir seinen Assistenten bei uns sitzen. Dieser ist eigentlich ganz nett, würdigte uns oder unserem Vortrag jedoch keines Blickes… Nun schreiben wir an der Hausarbeit zu unserem Referat und verbringen dafür viel Zeit in der Bibliothek. Wir hatten ganz vergessen, wie schön das ist 🙂

Dazu stand am Mittwoch unser erster Malaysisch-Test an, aber dazu muss man eigentlich nicht so viel sagen. Dank intensiver Lernvorbereitung auf der Zugfahrt zur Uni lief fast alles wie am Schnürchen. Höchstens ein paar Mini-Fehler haben sich eingeschlichen… Neben den Zahlen und Begrüßungsfloskeln, musste man sich vorstellen und Vokabeln aus den Bereichen Tiere, Verkehrsmittel und alltägliche Gegenstände wiedergeben.

Ein letztes noch: WhatsApp ist überall! Und so verläuft sogar die Kommunikation zwischen Professoren und Studenten sowie unter uns und der Fakultät oder der International Division über WhatsApp. Eigentlich ganz praktisch, aber was macht zum Beispiel ein solch technisch zurückgebliebener Mensch wie Benjamin ohne WhatsApp?! SMS tun es zum Glück auch.

 

27.10.2014

„Life is short – travel a lot!“ & „Smiling is the passport in Asia.“

Diese zwei Weisheiten wurden uns von einem sehr netten Mann aus Beaufort, Sabah, mit auf den Weg gegeben. Es war „nur“ eine von vielen erfüllenden Begegnungen, die wir auf unserer 10-tägigen Reise durch den Norden Borneos erlebt haben.

An dem Tag vorm Abflug mussten wir in der Uni noch unsere Midterm-Tests schreiben. Diese waren jeweils eine Stunde lang und direkt nacheinander. Nachdem man also erst zwei Fragen zu der vielfältigen Kultur Malaysias und der Entstehung der Föderation Malaysias mit jeweils 150 Wörtern beantwortet hatte, musste der Kopf umschalten und nun Fragen zu Entwicklung und Nachhaltigkeit beantworten. Das ist gar nicht so einfach, wenn man schon die englischen Fragen nicht richtig versteht… Die Zeit war knapp bemessen und die Tests waren doch anspruchsvoller als zunächst erwartet. Trotzdem konnten wir so mit einem relativ freien Kopf in den Osten Malaysias starten.

539px-Borneo_map.svg
ein kleiner geographischer Überblick über die drittgrößte Insel der Welt
108_0174
Willkommen auf Borneo

In Kuching, Sarawak angekommen, erwartete uns ein freundliches und weltoffenes Flair.

Bis jetzt haben wir hauptsächlich von Malayen, Chinesen und Indern gesprochen, doch in Sarawak und Sabah ist die Bevölkerungszusammensetzung eine andere. Hier leben viele so genannte indigene Gruppen, wie die Iban in Sarawak und die Kadazan in Sabah. Dadurch ist der Islam in diesem Teil Malaysias nicht so dominant. Man sieht häufiger christliche Kirchen und andere Religionsgemeinschaften. Für uns ist dieses ein angenehm abwechslungsreiches Gefühl.

Ein Highlight in Kuching ist die wunderschön beleuchtete Promenade am Fluss, die uns ein wenig an einen Spaziergang im Sommer am Hamburger Hafen erinnert hat. Alte Kolonialbauten, Straßenmusiker und Essenstände sorgen für eine geradezu friedlich-entspannte Atmosphäre, bei der man ganz in Ruhe eine Dose Bier genießen kann.

108_0187
Waterfront in Kuching

Im Semenggoh Wildlife Centre ganz in der Nähe Kuchings leben 27 Orang Utans, teilweise ausgewildert, die man bei ihrer täglichen Fütterung mit Obst beobachten kann. Da gerade Fruit Season ist (wie uns die Einheimischen sagten, viel früher als normal) und die Orang Utans deshalb selbständig genug Nahrung finden, wurde am Parkeingang extra mit einem Schild darauf hingewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit einen Orang Utan zu sehen gegen Null tendiert… Wir betreten die Anlage dennoch und haben Glück! Ein Orang Utan zeigt sich uns, schwebt etwa 15 Minuten lang über unseren Köpfen und versucht vehement eine Kokosnuss zu öffnen. Ziemlich beeindruckend!

108_0248
ein ausgewildeter Orang Utan im Semenggoh Wildlife Centre

Auch sehr sehenswert ist der Bako Nationalpark etwas nördlich von Kuching. Man erreicht die Halbinsel im Südchinesischen Meer nur auf dem Wasserweg. Hier wimmelt es nur so vor Makaken und Nasenaffen, welche übrigens allein auf Borneo vorkommen und ziemlich hässlich sein sollen. Davon möchten wir uns selber überzeugen! Nachdem wir eine Wanderung über ein Hochplateau zu einem schönen Strand in einer Bucht unternommen haben (der erhoffte Erfrischungseffekt blieb aus, da das Wasser viel zu warm war), ging es weiter in den Dschungel um nach den Nasenaffen zu suchen… und tatsächlich können wir auf einem Pfadabschnitt mehrere dieser Geschöpfe in den Bäumen beobachten. Sogar eine kleine Familie war hier unterwegs! Und ja, besonders schön sind sie nicht mit ihren riesigen Hängenasen und dicken Bäuchen. Von der Statur her erinnern sie uns stark an einige Vertreter der Spezies Mensch. Besonders die Männchen haben eine sehr ausgeprägte Nase, denn hier gilt: Je größer die Nase, desto männlicher der Affe.

108_0360
Bako Nationalpark
108_0354
Wanderung über das Hochplateau
108_0431
eine kleine Nasenaffenfamilie
108_0439
die weibliche Ausgabe eines Nasenaffens

In der Gegend um Kuching gibt es noch einige Naturwunder mehr zu entdecken, jedoch drängt uns die Zeit und so reisen wir nach zwei Tagen weiter.

108_0206
Sarawak Museum in Kuching

Zu den “kulturellen“ Attraktionen in Sarawak zählen die sogenannten Langhäuser, in denen mehrere Familienverbände unter einem Dach leben und arbeiten. Viele dieser Langhäuser sehen heutzutage wie „normale“ lange Häuser aus, die mit „modernen“ Baumaterialien (Beton, Blech, Glas) errichtet wurden. In einigen Regionen leben diese Gemeinschaften jedoch noch „traditionell“ und auch die Häuser bestehen noch aus „klassischen“ Materialien wie Bambus oder Palmenblättern. Dass man mit dieser „traditionellen Kultur“-Trumpfkarte Touristen anlocken kann, versteht sich von selbst und so werben Reiseführer und Tourenveranstalter mit dem allseits beliebten Slogan: „“Wenn du nicht ein traditionelles Langhaus besucht hast, dann warst du nicht wirklich in Sarawak!“ (Im Umkehrschluss würde das auch bedeuten: „Wenn du nicht auf dem Oktoberfest warst, dann kennst du Deutschland nicht richtig“, aha…). Beim Besuch des interessanten Sarawak Museums in Kuching bekommen wir das Angebot eines dieser traditionellen Langhäuser zu besuchen. Wir entscheiden uns jedoch bewusst dagegen. Menschen werden in ihrer „traditionellen“ Kultur wie in einem Zoo besichtigt. Doch was ist der Zweck dabei? Die Suche nach dem Spektakel des „primitiven Anderen“ im Gegensatz zur „modernen Zivilisation“ hat auch dank der Seminare an der Uni Hamburg keinen Reiz für uns.

108_0756
„traditionelle“ Langhäuser 🙂

Durch Sarawak zum Sultanat

Leider sind 10 Tage für Nord-Borneo ein wenig zu knapp bemessen. Das liegt nicht nur an der Vielzahl der Sehenswürdigkeiten, sondern auch an den großen Entfernungen und der unzureichenden Verkehrsinfrastruktur. So kommt man zu einigen Orten nur mit dem Flugzeug und auf anderen Routen ist man mit dem Schiff deutlich schneller als mit dem Bus. So entscheiden wir uns dazu, die Strecke von Kuching nach Brunei (ca. 600 km) relativ zügig hinter uns zu bringen und dazu nehmen wir auf der ersten Etappe ein Schnellboot bis nach Sibu. Der Weg führt über das raue Meer in mangrovengesäumte Flüsse. Frachter schleppen von hier tonnenweise Tropenholz in die reichen Gegenden von Asien, Europa und Amerika.

108_0520
Unwetter voraus!
108_0560
Tropenholz für tolle Gartenmöbel?!

In Sibu angekommen bringt uns ein Bus weiter bis nach Bintulu. Auf dieser Fahrt passiert ein kleines Malheur, da bei Starkregen so gut wie all unsere Sachen im Gepäckraum nass werden. Mit diesen durchnässten Rucksäcken entschließen wir uns zum Campen im Niah Caves Nationalpark. Unser Zelt soll auf dieser Reise das einzige bleiben, das wir überhaupt zu Gesicht bekommen. Zelten scheint in dieser Gegend (und unter Südostasiaten eigentlich grundsätzlich) nicht so beliebt zu sein. Vielleicht liegt das auch an den Tieren, die man dabei in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen kann. Neben den sehr neugierigen Ameisen hat uns am Abend auch ein großer schwarzer Skorpion einen Besuch beim Essen abgestattet.

108_0607
Campen im Dschungel 🙂
108_0609
unerwünschter Besuch beim Abendessen
108_0617
schwimmen auf eigene Gefahr 🙂

Die Niah Caves wurden von uns tatsächlich nur angesteuert, da dort die Möglichkeit zum Zelten angegeben war. Doch die Höhlen sind mehr als überzeugend! Sie gehören zu den größten Höhlen der Welt, sind Zuhause für zehntausende Schwalben und Fledermäuse. Bei Chinesen sind die Höhlen bekannt, da aus ihnen die Schwalbennester für ihre Birdnest-Suppen kommen. Zwei Monate im Jahr ist hier Erntezeit, in welcher wagemutige Nestsammler auf wackligen Bambuskonstruktionen an die Höhlendecken hinaufklettern.

108_0642
Eingangshalle der Great Cave
108_0664
Bambusstangenkonstruktionen zur Schwalbennest-Ernte

Von der Great Cave (250 m x 60 m ist allein der Eingang der Höhle) gelangt man durch ein Tunnelsystem, in welchem man ohne Taschenlampe verloren wäre, weiter zu der Painted Cave. In ihr sind an den Wänden etwa 12.000 Jahre alte Höhlenmalereien zu erkennen.

Die Höhlen sind zudem eine wichtige archäologische Ausgrabungsstätte, da hier in den 1950er Jahren ein Schädel gefunden wurde, der auf ca. 40.000 Jahre vor Christi datiert wurde. Dieses war eine ziemliche Sensation, da man zuvor davon ausgegangen war, dass Borneo erst viel später besiedelt wurde.

108_0651

Beglückt von den tollen Höhlen, hatten wir hier zudem noch den Trumpf von einer Studentengruppe weiter nach Nord-Osten gebracht zu werden, unserem nächsten Ziel entgegen: dem Sultanat Brunei Darussalam.

Die Einreise nach Brunei ist unkompliziert, aber gründlich. Das gesamte Gepäckfach des Busses wird kontrolliert. Zum Glück haben wir nichts Illegales dabei, denn auf Drogenbesitz wird hier zum Beispiel die Todesstrafe angewendet.

Brunei haben wir uns irgendwie anders vorgestellt. Es ist ein kleiner, reicher Ölstaat, ähnlich wie Dubai. Aber beim Durchqueren des Sultanats, sieht es für uns einfach wie Malaysia aus. In der Innenstadt gibt es ein riesiges Stelzendorf, in dem 30.000 Menschen leben. Grundsätzlich sind sowohl die Bruneier als auch die Malaysier Meister im Bauen von Stelzenhäusern. Dazu sieht man in Bandar Seri Begawan ein paar hübsche, große Moscheen.

108_0824
Einreise ins muslimische Brunei Darussalam
108_0845
Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee in Bandar Seri Begawan
108_0778
Häuser auf Stelzen 🙂

Besonders kurios an Brunei ist folgendes: Durch die reichen Erdölvorkommen hat das Land es bisher nicht nötig gehabt seinen Regenwald abzuholzen und so sind etwa 78% des Landes mit dichtem Dschungel bedeckt, in dem viele seltene Tierarten beheimatet sind. Tja, das nennt man wohl „Ironie der Geschichte“: Erdöl schützt Regenwald. Wenn das Greenpeace wüsste…

Dazu bietet der Sultan seinem Volk die „üblichen Vergünstigungen“, wie kostenloses Bildungs- und Gesundheitssystem und das Fehlen einer Einkommenssteuer.

Nach nur sieben Stunden Aufenthalt verlassen wir Brunei schon wieder mit der Fähre Richtung Pulau Labuan.

Diese Insel ist eine Duty-Free Zone und gilt als das „Las Vegas“ Malaysias. Doch von Las Vegas können wir nicht so viel entdecken. Es scheint rappelvoll zu sein und wir haben Schwierigkeiten eine Unterkunft zu finden. Die meisten sind ausgebucht. Von preiswert kann man hier überhaupt gar nicht sprechen… Letztendlich bezahlen wir den dreifachen Preis unserer durchschnittlichen Unterkunftsausgaben und verlassen am nächsten Tag mit einem Sixpack Bier (das einzige, was hier billig ist!) die Insel schon wieder aufs Festland in den malaysischen Bundesstaat Sabah.

Hier soll ein absolutes Highlight auf uns warten: eine fahrende Eisenbahn!

Sabah – „Land below the wind“

In Beaufort angekommen, führt unser Weg direkt zum Bahnhof. Tatsächlich steht hier ein alter Zug, welcher in den nächsten Minuten abfahren soll – durch das schöne Padan-Tal nach Tenom. Allerdings haben wir gehört, dass diese Strecke häufig durch Erdrutsche blockiert ist und das soll auch heute so sein. So geht die Fahrt halt nur bis zur Erdrutsch-Baustelle und wieder zurück. Der kleine Zug ist rappelvoll, hauptsächlich mit Schulkindern und alten Leuten. Irgendwie scheinen sich nicht so oft „Westler“ in diese Gegend zu verirren, denn wir beide sind quasi die Hauptattraktion im Zug. Neben interessanten Gesprächen (von hier stammen auch die beiden Weisheiten), müssen wir auch als „Fotomodels“ herhalten. Im Gegenzug knipsen wir aber ebenfalls viele Fotos von den Menschen hier. So ist es nur gerecht. Am späten Nachmittag sind wir wieder in Beaufort und checken in ein nettes kleines Hotel ein. Der Ort gefällt uns. Neben der Eisenbahn gibt es ein paar alte „Shophouses“ und eine Stahlbrücke über den Fluss sowie einen tollen Obst- und Gemüsemarkt zu erkunden.

108_0926
Bahnfahren – immer wieder ein Erlebnis für alle
108_0958
Endstation Erdrutsch

Am nächsten Morgen um 5 Uhr sitzen wir wieder im Zug, diesmal allerding in die andere Richtung, zu unserem Etappenziel: Kota Kinabalu.

Diese Stadt ist nach dem höchsten Berg Südostasiens benannt, dem Mount Kinabalu. Der Berg ist 4095 Meter hoch und ragt etwas nördlich von KK in die Höhe. Ihn zu besteigen ist die größte Touristenattraktion in Sabah, aber auch eine sehr kostspielige. Neben der teuren Unterkunft auf dem Berg (für ein Bett im Schlafsaal bezahlt man knapp 100 Euro), muss man sich eine Lizenz kaufen und einen Guide anheuern, obwohl man den Weg auch alleine finden würde. Alles zusammen kostet der 2-tägige Aufstieg also 150€ pro Person – für uns eindeutig zu teuer. Anschauen wollen wir uns den Berg aber dennoch aus der Ferne und fahren weiter in den Norden nach Tuaran. Leider ist der heilige Berg, wie so oft, komplett wolkenverhangen und somit nicht sichtbar. Am letzten Morgen unserer Borneo-Reise erblicken wir ihn dann aber doch noch dank eines Tipps eines Anwohners. Morgens um 5:30 Uhr steigen wir auf einen Hügel in KK und dürfen miterleben, wie sich die Wolken um den Gipfel langsam mit aufgehender Sonne verziehen. Ein schöner Anblick!

108_1324
Blick auf den Mount Kinabalu (4095 Meter) bei Sonnenaufgang
108_1220
Rambutan, Mangosteen und Longan – unsere liebsten kleinen Früchte
108_1164
Nachtmarkt in Kota Kinabalu – nichts für Vegetarier
108_1339
Fischer am Morgen danach

Auch sehr lohnenswert war in KK der Besuch des Tunku Abdul Rahman Nationalpark vor der Küste. Dieser Nationalpark besteht aus 5 paradiesischen Inseln, welche jedoch etwas überlaufen sind. Wir entscheiden uns zufällig für die Insel Sapi und verbringen dort einen wahren Tag im Paradies 🙂 etwas traurig waren jedoch die Müllberge im Meer auf der Fahrt dorthin anzusehen. Und auch auf der Insel fand man einiges an Müll an Land sowie im Wasser.

108_1099
selbst der Hornhecht hat Plastikmüll im Maul…
108_1106
…paradiesisch ist es dennoch!

Die Zeit auf Borneo war abwechslungsreicher, als wir es uns je erhofft hätten. Dazu haben wir nach zwei Monaten Kuala Lumpur die Ruhe in Sarawak und Sabah sehr genossen. Es gab so viele Glücksmomente, welche wahrscheinlich bis jetzt noch gar nicht alle verarbeitet werden konnten. Wir sind durch Dschungel und Höhlen geklettert, haben seltene Tiere gesehen, authentische kleine Städte entdeckt und im warmen Südchinesischen Meer an Traumstränden gebadet. Die Menschen, die wir hier kennengelernt haben, waren ausnahmslos freundlich und offen und unglaublich interessiert. Borneo ist noch nicht so touristisch wie viele andere Ecken Südostasiens – Touristen werden hier nicht als reine Geldmaschinen angesehen. So ist zumindest unser Gefühl.

108_1386
Morgenstimmung am Meer (das letzte Bad kurz vor Abflug)

Wir sind heute erfüllt mit vielen tollen neuen Eindrücken im strömenden Regen in KL gelandet und es wartet eine anstrengende Uni-Woche auf uns – mit Malaysisch-Test und Referat inklusive Hausarbeit. Es ist gar nicht so einfach, nach dieser wunderschönen Zeit wieder im Uni-Alltag anzukommen.

12.10.2014

Safety first

Jeder hat bestimmt schon mal etwas von „Gated Communities“ in den USA gehört. Im Grunde genommen ist das hier in Malaysia in mittleren und gehobenen Wohngegenden Standard. Auch unser Wohnblock ist mehrfach „abgesichert“. Um in die Wohnung zu gelangen muss man zuerst am Security Checkpoint mit mehreren Wachleuten vorbei. Anschließend kommt man ins Treppenhaus mit den Aufzügen nur mit einem „elektronischen Schlüssel“. Vor unserer eigentlichen Haustür ist ein „Gefängnisgitter“ mit einem dicken Vorhängeschloss angebracht, welches wir immer abschließen müssen. Das hat uns unsere Vermieterin so vorgeschrieben. Zu unserer Sicherheit, wie sie sagt. Die Wohnungstür wird zusätzlich natürlich auch noch abgeschlossen. Ganz zu schweigen von unserem Zimmer, in welchem wir keine Wertsachen lagern sollten.

108_0145
Willkommen im Gefängnis 🙂

Fremde (Einbrecher?) haben also kaum Chance überhaupt vor die Haustür zu kommen. Besucher muss man anmelden und registrieren. Vor dem Pool und dem Fitnessstudio sitzen ebenfalls Wachleute, bei denen man sich melden muss, selbst wenn man nur ein paar Bahnen schwimmen will. Den Sinn dieses Systems haben wir noch nicht durchschaut.

Nun ja, ob dieses gesteigerte Sicherheitsbedürfnis einer realen Bedrohung entstammt oder nicht, spielt irgendwie keine Rolle. Fakt ist jedoch, dass es sich augenscheinlich um ein handfestes soziales Problem handelt, bei dem sich die „Mittel- und Oberschichten“ gegenüber den „unteren Schichten“ aus Angst abgrenzen. Die Gittertüren innerhalb eines Wohnblocks zeugen von einem allgemeinen Misstrauen gegenüber den Nachbarn und „Eindringlingen“. Eine friedliche, entspannte und „freie“ Atmosphäre entsteht so nicht. Schade eigentlich. Allerdings fühlt man sich tatsächlich sicherer, auch wenn man vorher gar nicht das Gefühl von Unsicherheit verspürt hat. Komisch…

Der Gewinn an Sicherheit bedeutet immer ein Verlust der Freiheit und umgekehrt.

Jeden Tag, den wir mit dem Komuter, einer Art S-Bahn, zur Uni fahren, kommen wir zudem mit dem „Koc Wanita“ in Berührung. Übersetzt bedeutet das „Frauenwaggon“ und gemeint sind damit die beiden mittleren der sechs Wagen des Komuters, welche ausschließlich für Frauen sind. Männer haben dort keinen Zutritt und sollten sie die Abteile dennoch betreten, so müssen sie unverzüglich in den nächsten „allgemeinen“ Bereich gehen. Meistens sind in den Frauenabteilen Plätze frei, während der Rest der Bahn rappelvoll ist. Da die Leute hier grundsätzlich gerne Regeln missachten, findet man somit häufiger Männer in diesen Abteilen. Diese werden durch Lautsprecherdurchsagen, Videos und Kontrolleure darauf hingewiesen, dass sie hier nichts zu suchen haben.

108_0057
Koc Wanita – for ladies only

Als wir den „Koc Wanita“ das erste Mal entdeckt haben, fanden wir es eher amüsant, dass es in diesem Land solch eine strikte Trennung zwischen Männern und Frauen gibt. Je länger man jedoch hier lebt und je häufiger man mit diesen Trennungen – sei es bei der Wohnungssuche, in den Studentenwohnheimen auf dem Campus oder bei den öffentlichen muslimischen Gebetsräumen – in Berührung kommt, lässt es einen darüber grübeln, warum dies getan wird und ob es wirklich nötig ist.

Farah und Intan erzählten, dass sie nicht verstehen, warum Männer den „Coach Wanita“ missachten und dass sie vor Männern in der Bahn Angst haben. Und auch bei der Wohnungssuche gab es Probleme wegen einer Pakistanin, welche Angst vor anderen Männern hatte, und weshalb der Vermittler uns die Wohnung ungerne vermieten wollte.

Man kann darüber denken was man will, jedoch ist es ein äußerst schlechtes Zeichen für eine Gesellschaft, wenn Frauen durch solche Maßnahmen und Regelungen vor den Männern geschützt werden müssen.

Auf Sumatra brennt es

Als man vor etwa einer Woche morgens aus dem Fenster schaute, schien die Sonne hell und man konnte in der Ferne die Genting Highlands erblicken. Die Luft war nachts abgekühlt und nicht ganz so erdrückend.

Ausblick
Ausblick vom Balkon noch vor einer Woche und heute…

Seit ein paar Tagen ist es jedoch anders. Wie eine Dunstglocke steht die Luft über der Stadt. Die Hügel sind nicht zu sehen und selbst die Petronas Twin Towers im Zentrum verschwanden nach und nach aus unserem Sichtfeld. Beim Verlassen der Wohnung hatte man das Gefühl gegen eine Wand zu laufen. Bewegungen im Freien wurden immer mehr zur Qual. Auch Trägheit und Kopfschmerzen machten sich bemerkbar. Zuerst dachten wir an Smog und allgemeine Abgase, aber in der Uni haben wir erfahren, dass enorme Waldbrände auf der indonesischen Insel Sumatra, auf der anderen Seite der Straße von Melaka, für die trübe Luft hier verantwortlich sind! Es handelt sich also um Ruß- und Rauchpartikel in der Luft die durch Winde hierher geweht werden. Ob die Brände eine natürliche Ursache (Blitzschlag etc.) haben oder mutwillig gelegt wurden, können wir nicht sagen. Einschlägige Berichte über Brandrodung in Indonesien lassen uns aber stark vermuten, dass es sich um gelegte Feuer handelt, um Platz für Weideflächen oder Plantagen zu schaffen. So dürfen wir zu Zeit hautnah in den zweifelhaften „Genuss“ von großflächiger Umweltzerstörung kommen.

Uni – und was sonst noch so passierte…

Ganz passend dazu behandeln wir gerade in einer Vorlesung das Thema „Nachhaltigkeit“, im Besonderen die Wiederverwertung von Materialien. Als Benjamin das deutsche Pfandsystem erklärte, ging ein erstauntes Raunen durch die Menge. Durch Flaschensammeln Geld zu verdienen, erschien für sie als eine einfache Einnahmequelle, denn leere Plastikflaschen liegen hier einfach überall herum. Dazu müsste hier allerdings erst ein Pfandsystem eingeführt werden.

Am Dienstag kam Antonia in den Genuss ihres ersten eigenen Kopftuchs. Auf der Fahrt nach Putrajaya hatte sie mit Fairuz darüber gesprochen, dass sie darüber nachgedacht hatte sich eines zu kaufen. Als Frau in Malaysia, gerade alleine auf der Straße, wird man permanent von Männern angesprochen. So hatte sie das eine oder andere Mal überlegt, ob ein Kopftuch dieses Verhalten vielleicht lindern könnte. Fairuz war sofort hellauf begeistert und nicht mehr davon abzubringen Antonia ein Kopftuch zu kaufen. Nach der Vorlesung wurde Tona dann also vor den Augen unserer Mitstudentinnen das Kopftuch fachmännisch umgebunden. Dieses hat einiges an Aufsehen erregt. Jeder wollte ein Foto mit ihr haben.

108_0025
Antonia bekommt von Fairuz und Ana das Kopftuch umgebunden

108_0029

Aber keine Sorge, diese Kopftuch trägt sie jetzt natürlich nicht täglich und wir werden auch ganz sicher nicht zum Islam konvertieren.

Auch bei uns in der Wohnung gibt es ein paar Veränderungen. Nach einem Monat ziehen Mi und Avy leider schon wieder aus. Mi fliegt zurück nach Vietnam und Avy geht zurück in seine eigentliche Wohnung. Dort durfte Mi nicht übernachten, da die Wohnung der Firma gehört, für die Avy arbeitet. Zudem teilt er sein Zimmer mit zwei Kollegen. Die beiden werden nun also wieder auf unbestimmte Zeit getrennt sein. Wir haben es sehr genossen mit ihnen zusammen zu wohnen und ihre unterschiedlichen Kulturen kennen zu lernen. Jedoch haben wir auch ein paar Verhaltensmuster festgestellt, welche in Deutschland vor 30 Jahren wahrscheinlich auch noch verbreitet waren. So wäscht Mi zum Beispiel täglich Wäsche. Alles, was ein Mal getragen wurde, wird gewaschen. Dazu lassen die beiden permanent das Licht brennen. Egal, ob sie die Wohnung verlassen oder nachts schlafen gehen – das Licht bleibt an. Als Abschied haben wir den zwei ein Farewell-Dinner mit westlichem Essen serviert. Kürbissuppe, Burger und Eis 🙂

108_0036
Farewell-Dinner für Mi

Die zweite Änderung ist, dass Tines Freund Sven nun nachgekommen ist und für den Rest der Zeit – also bis Mitte Januar – mit uns hier wohnen wird. Also Willkommensessen für Sven und einen weiteren Freund Alex sowie als letzte Abschiedsfeier für Mi waren wir alle zusammen beim Inder zum Banana Leaf Curry-Essen. Das ist definitiv für jeden weiterzuempfehlen!

108_0049
Banana-Leaf-Curry 🙂

In der nächsten Woche stehen für uns in der Uni die Midterm-Tests an. Die Hälfte des Semesters ist dann also schon um. In Hamburg dagegen fängt das Semester jetzt erst an. Nach den Tests in der Uni werden wir eine Woche frei haben und diese Zeit nutzen um den anderen Teil Malaysias auf der Insel Borneo zu erkunden. Die Inder werden in dieser Woche das „Happy Deepavali“ (Fest der Lichter) feiern, für das schon jetzt überall eifrig dekoriert wird. Es ist ein bisschen wie das Weihnachtsfest bei uns in Deutschland 🙂

108_0006
Happy Deepavali am KL Sentral

Von so vielen unterschiedlichen Gruppen in diesem Land die Feste und Bräuche hautnah mitzubekommen, finden wir spannend und interessant!

Wir melden uns in zwei Wochen wieder, wenn wir von Borneo zurück sind. Bis dann!

 

05.10.2014

Die politische und gesellschaftliche Situation in Malaysia

Es ist ein riesiger Unterschied, mit welchen Zielen und über welchen Zeitraum man ein fremdes Land besucht. Als Tourist zieht man seine Informationen vor und auf der Reise meistens von anderen Reisenden oder aus Reiseführern. Diese kratzen aber meistens nur an der Oberfläche eines Landes und locken den ahnungslosen, nach Erholung oder Abenteuer strebenden Urlauber in (oftmals schöne) Gegenden, die aber mit dem Rest des Landes und dessen Einwohnern wenig zu tun haben. So erging es uns mit unserem dicken „Lonley-Planet“ und dem „Marco-Polo“ auch oft. Mit Einheimischen kam man über Floskeln wie „How much is it?“ oder „When ist the next bus?“ nicht hinaus.

Mittlerweile ergeht es uns jedoch anders. Wir leben in einer Wohnung in einer Gegend, welche von Indern und Chinesen, ihren Tempeln, Restaurants und Supermärkten geprägt ist und wohl kaum ein Tourist besuchen würde. Schön ist es hier trotzdem. Wir kaufen täglich in unserem Supermarkt ein und essen in den einfachen Lokalen auf der anderen Straßenseite. Auch pendeln wir mehrmals die Woche zur Uni und mit uns im Zug fahren die ganz „normalen“ Menschen zur Arbeit oder sonst wo hin. Inder, Chinesen, Malaien.

20140927_101927
„Verwirklichen Sie Ihre Ziele“ Inder, Chinesen und Malaien friedlich miteinander vereint!?

Diese drei Gruppen stellen überwiegend die Bevölkerung Malaysias (Malaien ca. 55 %, Chinesen ca. 30 %, Inder ca. 10 %, andere ca. 5 %) und in den meisten Darstellungen (Werbung, Broschüren, Reiseführern…) wird das Land als „tolerant“, „friedlich“ und „multikulturell“ angepriesen. Unserer Meinung und Erfahrung nach handelt es sich hierbei jedoch nicht ganz um die Realität. Die drei Hauptgruppen leben eher nebeneinander als miteinander und die Regierungsgewalt liegt in den Händen der Malaien. Daraus resultiert eine staatliche Diskriminierung der anderen beiden Gruppen. Malaien bekommen in staatlichen und halbstaatlichen Institutionen und Betrieben (Post, Eisenbahn, Bildungseinrichtungen, etc.) immer den Vorzug, bis eine gewisse Quote erfüllt ist. Es lässt sich nicht verschweigen, dass es sich um eine Art „Staatlichen Rassismus“ handelt, der nicht Minderheiten mit besonderen Rechten ausstattet und schützt – sondern dafür sorgt, dass eine herrschende Gruppe, die Malaien, ihre Macht durch Gesetze behalten kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der uns beschäftigt hat, ist die Meinungs-, Rede- und Medienfreiheit. Von verschiedenen Seiten mussten wir erfahren, dass öffentlich geäußerte Kritik oder Ablehnung jeglicher Art gegen die Regierung oder den Staat strafbar ist. Wer mit seiner politischen Meinung gegen den Strom schwimmt, kann im Gefängnis landen. Wir hörten von einem Studenten unserer Universität, der nun im Gefängnis ist, weil er scheinbar etwas gegen die Regierung gesagt hätte.

107_9676
Sprachkurs in Malaiisch
107_9654
Nach dem Kurs „Malaysian Nationhood“ besteht meist noch Diskussionsbedarf

Auch in unserem Kurs „Malaysian Nationhood“, der nur von ausländischen Studenten besucht werden darf, werden wir von unserem Professor (einem christlichen Indigenen von der Insel Borneo) aufgefordert, Fragen über dieses Land zu stellen, welche uns beim Lesen der Lektüre „Malaysian Politics and Government“ aber auch unserem alltäglichen Leben in den Sinn kommen. Die gestellten Fragen behandeln die Themen Politik, Gleichberechtigung, Islam,… Die Antworten, die wir bekommen, sind jedoch mangelhaft. Unser Professor darf nicht reden. Er darf seine eigene Meinung nicht öffentlich kundgeben. Manchmal weist er darauf hin, dass er sich gerne nochmal bei einer Tasse Kaffee im privaten Rahmen über die Fragestellung unterhalten würde. Das stimmt uns nachdenklich…

Badminton5 (2)
Badminton 🙂

Rajesh (Name geändert) – der sich übrigens selbst als Inder bezeichnet, jedoch bereits in dritter Generation in Malaysia lebt – aus unserer Badminton-Gruppe, erzählte uns vor ein paar Tagen, dass Fernsehen und Internet sehr stark von der Regierung zensiert werden. Alles was mit Drogen, Gewalt oder vulgären Ausdrücken in irgendeiner Form zu tun hat, wird nicht gezeigt. Dass die Menschen trotzdem Wege finden solche Dinge zu sehen, liegt auf der Hand und zeigt die Sinnlosigkeit solcher staatlichen Eingriffe. Auch offenbarte er uns, dass Korruption bei Wahlen durchaus verbreitet ist.

Manch erzkonservativen CDU-Wählern könnte das System hier durchaus gefallen, aber für freiheitsliebende Studierende der Uni Hamburg (besonders in den Geisteswissenschaften) wirkt Malaysia auf den zweiten Blick eher wie ein „möchtegern-moderner Überwachungsstaat“.

107_9720

Besonders schätzen wir die regelmäßigen Treffen mit unseren MitstudentInnen aus dem Kurs „Development and Sustainability“. In der letzten Woche waren wir am Mittwoch und Freitag mit den fünf Mädchen und einem Jungen in Putrajaya, etwa 20 Kilometer südlich von Kuala Lumpur, um ein Video über die Nachhaltigkeit dieser Stadt zu drehen. Putrajaya wurde in den letzten 20 Jahren von dem Premierminister zu dem gemacht, was es heute ist – eine supermoderne Planstadt mit allen wichtigen Regierungsgebäuden. Bei diesen Ausflügen war jedoch nicht die Stadt an sich das Interessante, sondern die Gespräche mit Intan, Farah, Fairuz, Ana, Norasyikin und Huzaimi. Sie haben uns von ihrem alltäglichen Leben und ihren Familien erzählt, wieviel die Meinung der Eltern ihre Entscheidungen beeinflusst und wie die Planung der nächsten Jahre aussieht.

107_9768
Gebete für die beiden verunglückten Malaysia-Airlines-Flugzeuge

Ein bisschen erleichtert waren wir schon darüber, dass sich die Mädchen ihre Männer selbst aussuchen dürfen. Natürlich müssen die Eltern das Ganze absegnen. Die jungen Frauen überlegen genau, wann sie heiraten und Kinder bekommen und wie sie alles mit dem Studium vereinbaren können. Ana zum Beispiel ist 24 Jahre alt, bereits verheiratet und nun im dritten Monat schwanger. Sie freut sich riesig auf das Wunschbaby und wird dafür ein Semester an der Uni aussetzen. Intan dagegen ist der Meinung, dass sie Studium und Heiraten nicht unter einen Hut bekommt, denn wenn sie erst einmal Ehefrau ist, bleibt keine Zeit mehr fürs Studieren. Das betont sie immer wieder. Fairuz führt uns durch die Moschee, zeigt uns, wie man als Muslimin betet (was für uns sehr bewegend ist) und erzählt uns, was das Beten für sie bedeutet: nämlich keine lästige Pflicht, sondern eher eine Art Entspannung für Seele und Körper. Wenn Frauen ihre Menstruation haben, dürfen sie nicht in die Moschee und beten. Fairuz sagt, dass sie den Unterschied merkt und ihr in dieser Zeit das Beten fehlt.

107_9764
Fairuz führt uns durch die Moschee
107_9752
in der Steel-Mosque

Grundsätzlich lassen sich aber viele Gemeinsamkeiten zwischen uns und den jungen Malaien entdecken. Auch sie schauen viele amerikanische Serien und Filme, gehen gerne Shoppen ( 😉 ) und suchen nach der Liebe fürs Leben.

107_9785
Benjamin, Farah, Antonia, Intan, Norasyikin, Fairuz, Ana und Huzaimi in Wetland, Putrajaya
107_9737
Selfie 🙂

Gerade Antonia sind die Mädchen sehr ans Herz gewachsen. Sie sind so offen, neugierig und freundlich zu uns! Tona hat nachträglich noch einen Geburtstagskuchen von ihnen bekommen. Auffällig ist jedoch der Umgang mit dem anderen Geschlecht. Während die Mädchen Antonia ständig berühren und umarmen, wird Benjamin noch nicht einmal zum Abschied die Hand gegeben. Umgekehrt vermeiden die Männer jegliche Berührung mit Frauen. Dieses Phänomen bezieht sich allgemein auf Körperlichkeiten in der Öffentlichkeit. So sieht man keine Paare auf der Straße, die sich umarmen oder küssen. Dieses Verhalten ist tatsächlich verboten und wird einem oft genug durch Schilder und Hinweise verdeutlicht. Das höchste der Gefühle ist Händchenhalten. So wurde auch für uns aus dem flüchtigen Kuss zum Abschied ein „High Five“.

Von anderen haben wir gehört, dass Malaien sehr verschlossen seien und man schwer an sie herankommt. Doch diese Aussage können wir nicht bestätigen. Wir planen nun mit unseren neuen malaysischen Freunden zum Campen nach Singapur oder in die Cameron Highlands zu fahren 🙂

 Melaka – Kolonialismus zum Anfassen 🙂

107_9602
Das holländische Zentrum
107_9393
Hier gehts lang… Wir folgen dem Dutch Heritage Trail

Diese Woche galt ganz der Uni. So wurde der freie Montag genutzt um nach Melaka zu fahren und so viele Informationen wie möglich über die Geschichte dieser Stadt einzuholen. Mit dem ersten Bus am Morgen fuhren wir in zwei Stunden in das 200 Kilometer südlich liegende „Mekka für Geschichtsfreaks“ an der Westküse der Malaysischen Halbinsel. Bewaffnet mit dem Flyer „Dutch Heritage Trail“ aus der Touristeninformation folgen wir den Spuren und Überresten der holländischen Kolonialherrschaft. Die Holländer waren jedoch nicht die einzigen hier. Ab 1511 hatten die Portugiesen das Sagen, bis sie 1642 von den Niederländern erobert wurden. Ab circa 1800 hatten dann die Briten die Macht. Heute kann man anhand von alten Kirchen, Festungsmauerresten, Wohnhäusern und der lokalen Fusionsküche die unterschiedlichen Einflüsse der Kolonialmächte erforschen und erleben. Dazu stellt das maritime Museum, bestehend aus einem riesigen Nachbau eines portugiesischen Handelsschiffs, sehr anschaulich und spannend die Geschichte der Stadt dar. Das Ticket beinhaltete zudem noch den Eintritt zu einem Museum rundum die Flora und Fauna des Ozeans sowie das königliche Marinemuseum. Anschauen mussten wir uns natürlich alle drei, denn in dem Marinemuseum konnte man noch ein Patrouillenboot und einen Hubschrauber besichtigen – toll für Benjamin – und in dem Meeresmuseum Mangroven und Schildkröten – interessant für Antonia 🙂

107_9441
Das älteste Überbleibsel der portugiesischen Herschaft von 1511: Porta de Santiago
107_9571
Der kleine Junge und die große Kanone…

107_9556

107_9544
Außen Schiff, innen Museum.

Nach einem Rundgang durch Chinatown, Essen in Little India und der Besichtigung des Portugiesischen Viertels, ging es mit vielen interessanten Eindrücken, neuem Wissen und schönen Fotos im Gepäck zurück nach Hause. Nun können Vortrag und Hausarbeit über Melaka im Kurs „Malaysian Nationhood“ begonnen werden.

Gruß und Kuss zurück in die herbstliche Heimat – aber ja nicht in der Öffentlichkeit… 🙂

28.09.2014

„Where do you go…?“

Nach nun knapp eineinhalb Monaten unterwegs in Südostasien haben wir uns doch dazu entschieden interessierte Freunde und Familie auf diese Art und Weise – in Form eines Blogs – auf dem Laufenden zu halten… Zwar etwas verspätet aber nun ja…

Doch wie kam es eigentlich zu der Entscheidung für ein Auslandssemester und warum Malaysia?
Jeder, und zwar wirklich jeder rät einem zu einem Auslandssemester und so war auch für uns klar, dass wir während unseres Bachelors auf jeden Fall eines absolvieren wollten. Nun kommt Benjamin bereits ins fünfte Semester und die Monate, in denen ein Auslandssemester in Frage kommt, sind gezählt. Wenn man sich aber damit schwer tut, sich um manche Dinge rechtzeitig zu kümmern, so wie wir, dann muss man irgendwann anfangen sich Alternativen zu suchen. Denn für Erasmus oder ein Uniaustauschprogramm war es im April dieses Jahres für ein Auslandssemester ab Oktober desselben Jahres definitiv zu spät. So traf es sich ganz gut, als Antonia beim Helfen bei einem Umzug Anfang Mai jemanden von einem Auslandssemester in Malaysia erzählte und über die dazugehörige Organisation, Asia Exchange, berichtete. Wir hatten uns nämlich schon vorher im Internet über solche Möglichkeiten informiert und dabei Malaysia als unseren Favoriten ausgewählt. Durch frühere Reisen in dieses Land konnten wir uns dort einfach am besten vorstellen für ein halbes Jahr zu leben und zu studieren. Noch am selben Tag informierten wir uns also über diese Organisation und eine Woche später, am 15.05.14, sendeten wir dann jeweils pünktlich zum Bewerbungsende unsere Bewerbungen ab. Nicht einmal drei Wochen später kam Antonias Zusage und nochmals ein Monat später dann auch Benjamins.

In diesem Moment war klar: diese Chance bekommen wir nur einmal im Leben und wir müssen sie wahrnehmen! Egal wie unvernünftig diese Entscheidung auch war. Denn nach einer zweimonatigen Reise durch Mittelamerika von Februar – März 2014 waren wir alles andere als wohlhabend. Wie sollen wir das ganze also finanzieren? Natürlich arbeiten wir neben dem Studium und halten unsere Lebenskosten in Deutschland so gering wie möglich, aber das Geld für ein Auslandssemester als Freemover – das sind die Personen, die nicht über ein Austauschprogramm der Uni ins Ausland gehen – hat man dann doch nicht eben mal schnell nebenbei verdient. Wir hoffen also auf das Auslandsbafög…
Aber auch das bekommt man nicht einfach so. Die letzten Monate vor dem Beginn des Semesters Anfang September waren sehr stressig. Formulare ausfüllen, Stempel und Unterschriften besorgen, Anträge wegschicken und To-do-Listen abarbeiten. Dazu mussten wir noch Hausarbeiten fertig machen, unser Zimmer untervermieten, das Auto abmelden und unterstellen und auf Pfadfinder-Sommerlager fahren! (letzteres war eine schöne, aber zeitlich eher ungünstige Entscheidung) 🙂

Anfang Juli haben wir dann auch endlich Flüge gebucht. Am 13.08.2014 soll es also zunächst nach Bangkok gehen, von wo wir dann über zwei Wochen Zeit haben auf dem Landweg nach Kuala Lumpur zu kommen. Mit einigen schönen Zwischenstopps, versteht sich 🙂

 Welcome to Southeast-Asia

109_6742

Es hat sich gut angefühlt nicht direkt in Malaysia zu starten, sondern erst ein paar Tage in Thailand zu verbringen. Auch durch die Religion – den Buddhismus – erscheint das Land auf den ersten Blick etwas lockerer. Nach 13 Stunden im Flugzeug erwarten wir gespannt die Landung in Bangkok. Unsere Airline „Norwegian“ hat uns zwar medial einiges geboten (persönlicher Bildschirm, Filme, Musik usw.), aber kulinarisch stark vernachlässigt (weder Essen noch Getränke)! Aber dafür war es auch nicht so teuer (305,- € exklusive Gepäck von Hamburg nach Bangkok). Unser Motto beim Packen lautete übrigens: wie für eine Weltreise – also so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Zelt, Schlafsäcke und der Trangiakocher mussten aber natürlich mit. Zusätzlich haben nur der Laptop und ein Collegeblock ihren Platz im Rucksack gefunden.

109_6749
Abreise am Hamburger Flughafen

Die Einreise nach Thailand war zum Glück super unkompliziert. Eigentlich bekommt man schon Probleme beim Einchecken am Startflughafen, wenn man keinen Rück- oder Weiterflug vorweisen kann. Da wir nur ein One-Way-Ticket haben, rechnen wir mit dem Schlimmsten und planen für diesen Fall direkt am Flughafen einen Weiterflug zu buchen. Aber nix passiert! Eingecheckt, losgeflogen und ohne dumme Fragen in Thailand eingereist. Da waren wir sehr erleichtert.

Nun sind wir am Morgen des 14.08. in Bangkok angekommen und es kommt uns vor, als seien wir erst vor kurzem hier gewesen. Es ist laut, dreckig, voll und groß… Um etwas „Heimat-Atmosphäre“ zu schaffen, checken wir im selben Hostel wie vor zwei Jahren ein. Erstaunlich wenig hat sich geändert, sogar die Preise sind annährend gleich geblieben! Nur die Backpacker scheinen auszubleiben. Entweder ist gerade Nebensaison oder aufgrund der vorhergegangen politischen Demonstrationen ist es erstaunlich ruhig in den Backpacker-Vierteln Bangkoks.

Für diesen Besuch nehmen wir uns ein neues Ziel vor: einen großen buddhistischen Tempel anschauen. Das haben wir das letzte Mal nämlich nicht gemacht. Der große Palast ist viel zu teuer (etwa 12,50 € pro Person) und so entscheiden wir uns für den etwas kleineren Wat Pho Tempel gleich nebenan. Dieser kostet 2,50 € pro Person und enthält den größten liegenden Buddha in Thailand. Er ist 46 Meter lang und 15 Meter hoch. Ziemlich beeindruckend.

109_6838
der liegende Buddha im Wat Pho Tempel, Bangkok

Nachdem wir noch ein wenig das Straßenessen ausprobiert haben und sowohl mehrere Malls als auch die Fähre auf dem Mae Nam Chao Phraya-Fluss ausprobiert haben, kann uns Bangkok aber nicht länger halten und so verlassen wir die Megastadt nach nur 48 Stunden Aufenthalt über den Hauptbahnhof.

Mit der Eisenbahn wollen wir den Weg nach Süden antreten. Zuerst war ein Zwischenstopp auf einer der Inseln Ko Tao, Ko Pha-Ngan oder Ko Samui eingeplant, doch wie so oft ändern sich die Pläne und wir entscheiden uns letztendlich doch dazu die ganze Strecke bis zur Grenze zu Malaysia in einem durchzufahren. 22,5 Stunden soll es laut Plan dauern, letztendlich sitzen wir jedoch – der Schlafwagen sollte 12,- € teurer sein – 24,5 Stunden in unserem Ledersitz und genießen das wunderbare Gefühl des Nostalgie-Bahnfahrens in Thailand. Das Beste daran: die Türen sind offen und man kann wie an Cable Cars draußen hängen und den Wind in den Haaren spüren.

109_6956
Abfahrt in Bangkok

109_6994

Im Süden Thailands, ab der Stadt Hat Yai, in der sich die Gleise nach Südost und Südwest teilen, spürt man eine bedrohliche Atmosphäre. Durch den Zug laufen immer wieder schwerbewaffnete Soldaten, die Taschen kontrollieren. Vor zwei Tagen gab es in Yala, ganz in der Nähe, einen Bombenanschlag, bei dem zwei Polizisten starben. Als wir durch diese Stadt fahren, haben wir schon ein mulmiges Gefühl. Man weiß nicht, was als nächstes passiert. Zwei Stunden später kommen wir aber sicher in Sungai Kolok, der Grenzstadt, an. Aufgrund der erwähnten Anschläge und Unruhen warnen das Auswärtige Amt und sämtliche Reiseführer vor dieser Gegend und diesem Grenzübergang. Jedoch haben wir ihn nun schon zum zweiten Mal überquert und jedes Mal Glück gehabt.

Selamat Datang – Herzlich willkommen!

In Malaysia angekommen – auch diese Grenzüberquerung ist völlig unkompliziert, keine Fragen, keine Kontrolle – fahren wir mit dem Bus nach Kota Bahru, von wo aus es am nächsten Tag zu unserem Hauptziel auf diesem Reiseabschnitt weitergehen soll: Pulau Perhentian. Es ist Benjamins Geburtstagsgeschenk, welches nun also eingelöst werden soll. Vor zwei Jahren nämlich hat uns eine Reisebekanntschaft auf Pulau Tioman, einer weiteren Trauminsel Malaysias, dermaßen von den Perhentians vorgeschwärmt, dass für uns seitdem feststand: da müssen wir wohl mal hin. Nun ist es also soweit und unsere Erwartungen sind dementsprechend groß!

109_7082
Long Beach auf Pulau Perhentian Kecil

Mit Bus und einem kleinen Speedboat geht es am nächsten Morgen auf die wunderschöne Insel Pulau Perhentian Kecil, die etwas kleinere und günstigere der beiden Inseln. Schon beim Einfahren in die Bucht, macht sich bei uns ein Urlaubsgefühl breit. Es ist jedoch nicht ganz einfach hier eine preiswerte Unterkunft zu finden. Ab 70 Malaysischen Ringgit pro Nacht (etwa 17,- €) bekommt man hier eine kleine Hütte mit Meerblick. Wir sind es um einiges günstiger gewohnt und zunächst nicht ganz zufrieden. Das soll sich aber mit der Zeit und vor allem nach dem Umzug in eine nigelnagelneue Hütte ändern.

109_7158
Abendstimmung auf unserem Balkon
109_7199
Auf zum Schnorcheltrip!

Wir genießen die Ruhe in der Hängematte und den Ausblick auf die Bucht, machen einen Schnorchel-Trip, auf dem wir tatsächlich einen kleinen Hai, Clownfische und riesige Wasserschildkröten beim Fressen und Schwimmen beobachten und wagen ein kleines Abenteuer, welches nicht als solches beabsichtigt war… Bei einer geplanten Wanderung einmal um die Insel überschätzen wir uns mal wieder selbst und das ganze endet mit Klettern über große Felsen am Wasser entlang. Immer wieder müssen Schluchten überwunden oder Umwege durch den dichten Dschungel genommen werden. Nach vier Stunden Kletterei und kurz vorm Aufgeben erreichen wir dann endlich den rettenden Strand.

109_7125
Klippenkletterei

109_7135Auf jeden Fall erwähnenswert ist noch, dass man auf der Insel am Coral Bay wirklich sehr preiswert lecker essen kann. Jeden Abend bieten mehrere Restaurants ein BBQ mit den Fängen des Tages an. Man sucht sich also einen Fisch oder einen anderen Meeresbewohner aus, der dann frisch über der Glut gegrillt wird. Dann bekommt man diesen mit reichhalten Beilagen serviert. Das ganze kostet knapp 5,- €.

109_7104
BBQ am Strand

Der Abreisetag verläuft nicht ganz reibungslos. Antonias Kopftaschenlampe ist verschwunden und während wir morgens am Pier auf unser Boot warten, will sie unbedingt einen letzten Versuch unternehmen und ihre Lampe finden. Sie geht zurück zur Hütte (ein recht weiter Weg am Strand entlang), als das Boot ankommt. Na toll, jetzt soll Benjamin mit beiden Rucksäcken ins Boot steigen, ohne Antonia. Nach einigem Hin und Her sagt ihm der Kapitän, dass er Antonia drüben am Strand einsammeln könne, nachdem er ihm die Situation erklärt hat. Auf der anderen Seite war Tona nicht erfolgreich und als sie tränenüberströmt direkt am Badestrand ins Boot steigt, ist klar, dass sie ihre Lampe auf dieser Insel zurücklassen wird… 😦

Insgesamt waren die vier Tage aber ein entspannter Mix aus Abenteuer, Ruhe und tollen Erlebnissen. Danke Antonia, für dieses Geburtstagsgeschenk!
Zurück auf dem Festland sagen uns die Einheimischen „Früher war es auf den Perhentians viel schöner…“. Das glauben wir gerne, denn die Inseln sind sehr touristisch und überlaufen…

 Mit dem Nachtbus nach George Town, Pulau Penang

Ein weiteres Ziel in Malaysia, welches wir bei unserer letzten Reise ausgelassen haben ist Pulau Penang. Mit einem wahren Luxus-Reisebus überqueren wir in der Nacht vom 22. auf den 23.8.2014 die Malaysische Halbinsel von Kota Bahru nach George Town auf Pulau Penang. Die Fahrt dauert leider nur 6 Stunden und ist für diese Nacht und den Komfort eigentlich viel zu kurz :). Morgens um 5 Uhr kommen wir auf der noch schlafenden Insel an. Eine Woche wollen wir hier bleiben und bei unserer Abreise sind wir uns einig, dass wir noch länger hätten bleiben können. Es gibt einfach so viel zu tun und zu sehen!

109_7271
wahrer Luxus im Nachtbus
109_7689
in den Straßen von George Town

Das Schöne an George Town ist die Altstadt mit chinesischen Shophouses, einem Little India, alten Kolonialvillen und einer Menge Street Art, die es hier an vielen Ecken zu entdecken gibt. Alleine mit einem Stadtplan und dem Suchen und mehr oder weniger erfolgreichen Finden dieser unterschiedlichen Bilder, die in die Straßen von George Town eingebaut sind, verbringen wir viele Stunden. Jeden Tag probieren wir ein anderes Restaurant aus (90% Indisch, denn das ist einfach zuuu lecker und zuuu gut) und bestaunen die vielen alten historischen Gebäude und Bauwerke. George Town gehört zusammen mit Melaka etwas südlich von Kuala Lumpur nämlich zum UNESCO- Weltkulturerbe. Und das zurecht – wie wir finden.

109_7460
Street Art in George Town

109_7469

109_7312
Indisch 🙂

Dazu kann man auf Pulau Penang auch wunderbar die üppige Natur erkunden. Es gibt sowohl einen Nationalpark (Taman Negara), in welchem mehrere Wanderwege zu verschiedenen Stränden als auch zu einem Leuchtturm führen, sowie den Penang Hill, welcher mit Regenwald bedeckt ist.

Der Leuchtturm soll der am schwersten zu erreichende Leuchtturm in Malaysia sein und das können wir nur bestätigen… Es regnet den ganzen Tag, kein Wunder. Denn wie wir erfahren, ist zurzeit Regenzeit. Uns ist das egal, wir möchten trotzdem den Nationalpark erkunden und suchen uns den längsten Wanderweg aus. 10 Kilometer hin und zurück sollten jawohl in 3 Stunden geschafft werden. Doch durch den Regen sind die Wege zu Flüssen geworden und die Brandung ist heute besonders stark. Immer wieder müssen wir unter umgestürzten Bäumen durchklettern oder an Felsen entlang durchs Wasser waten. Im Dschungel begegnet uns die größte Spinne, die wir je gesehen haben! Sie ist handflächengroß und lauert in der Mitte ihres 2-Meter-Netzes auf potenzielle Nahrung. Zum Glück sind wir keine Opfer 🙂

109_7799

109_7763

109_7814
endlich den Leuchtturm erreicht 🙂

109_7783Für all die Strapazen des Weges werden wir mit einem schönen alten Leuchtturm und einer tollen Aussicht über grüne Berge und das blaue Meer belohnt. Nach insgesamt 6 (!) Stunden sind wir wieder am Ausgang.

109_7523
Besteigung des Penang Hills

Auch die Besteigung des Penang Hills stellt sich letztendlich als anstrengende Angelegenheit heraus. Nach einem kurzen Besuch im Botanischen Garten am Fuße des Berges entscheiden wir uns spontan für den Aufstieg zu Fuß! Der Weg ist 6 km lang. Das erste Stück ist am steilsten. Dann flacht es etwas ab und bei der Hälfte schlagen wir eine „Abkürzung“ über einen Dschungelpfad ein. Diesen Tipp haben wir von einem rüstigen Chinesen bekommen, der hier mehrmals täglich auf und ab wandert, für seine Gesundheit! Weiterhin motiviert er uns mit der Aussicht auf Essen an der Spitze des Hügels.

109_7526

109_7594
Blick vom Penang Hill auf George Town

Oben angekommen erwartet uns ein touristisches Zentrum, welches keine Wünsche offen lässt. Neben der tollen Aussicht vom 821 Meter hohen Hügel, kann man Fotos mit Papageien machen, auf einem Hochseilgarten klettern und sich den Bauch vollschlagen. Natürlich haben die Touristen, von denen auffällig viele aus den arabischen Ländern zu kommen scheinen und komplett verschleiert sind, nicht den Aufstieg per Fuß hinter sich gebracht, sondern die Bergbahn genommen. Wir empfehlen aber den anstrengenden Aufstieg und sind der Meinung, dass man so die Aussicht auch noch ein bisschen mehr genießen kann. Auch wir nehmen die Bahn hinunter in die Stadt und besuchen noch den „Kek Lok Si Tempel“, den größten buddhistischen Tempel Malaysias. Von der „Pagode der zehntausend Buddhas“ hat man wiedermal einen tollen Blick über die Stadt.

109_7636
Kek Lok Si Tempel

Weitere Highlights auf dieser Insel waren für uns das Mieten eines Scooters, mit dem wir einmal um die Insel gefahren sind. Dabei haben wir kleine Fischerdörfer gesehen, wieder tolle Aussichten über weite Felder genossen und einen Wasserfall besucht. Als letztes wollen wir auf jeden Fall auch noch darauf hinweisen, dass man sich bei einem Besuch George Towns mit dessen Geschichte auseinander setzten sollte. Es gibt Museen, welche bildlich die Geschichte dieser Stadt und seine Wichtigkeit als Handelsort in der Vergangenheit darstellen. Dazu gibt es viele alte Bauwerke zu besichtigen, wie zum Beispiel das Fort Cornwallis, das 1806 von den ersten britischen Siedlern errichtet wurde.
Pulau Penang bietet für alle Geschmäcker etwas und ist auf jeden Fall eine Reise wert.

109_7973
Batikmalerei
109_7991
Streetfood 🙂

 KL, die Stadt für die nächsten vier Monate

So langsam ruft uns KL zu sich, denn am 01.09.2014 soll dort die Orientation Week in der Uni starten. Zusätzlich ist am 31.08. der „Merdeka Day“, der Unabhängigkeitstag Malaysias, den wir auf keinen Fall verpassen wollen. Um die Strecke von Pulau Penang nach KL zu überwinden, wollen wir uns dieses Mal endlich einen Nachtzug mit Bett (!) gönnen. Mit reichlich Zeitpuffer verlassen wir mittels der kostenlosen Fähre George Town und fahren nach Butterworth auf dem Festland. Gefühlt wollen heute alle die Insel verlassen und über das lange Feiertagswochende verreisen. Als wir also das Ticket für den Nachtzug kaufen wollen, erfahren wir, dass wir nicht einmal einen Sitzplatz bekommen. Alles ausgebucht…! Ein paar Stunden später finden wir uns dann aber in einem wieder überbuchten Nachtbus nach KL wieder. Mitten in der Nacht werden wir in Ipoh aus dem Halbschlaf gerissen und müssen in einen anderen Bus umsteigen. Wo sind wir hier nur gelandet?! Wiedermals kommen wir morgens um 5 Uhr in KL an und werden direkt an der schäbigsten Ecke neben Chinatown rausgeschmissen. Es ist noch dunkel und überall liegen die Menschen auf der Straße und schlafen. Nicht der schönste Anblick… Die Unterkünfte in Chinatown sind noch alle geschlossen und wir beobachten das morgendliche Treiben. Hier verbringen wir also die nächsten Monate. Ein komisches Gefühl… Als wir etwas später in ein Guesthouse einchecken und überlegen, was wir nun tun könnten, fällt uns nicht so wirklich etwas ein. Haben wir wirklich schon alles in dieser Stadt gesehen? Auf unseren letzten Reisen durch dieses Land, haben wir insgesamt etwa drei Wochen in Kuala Lumpur verbracht. Ein bisschen kommt die Sorge auf, dass die nächsten Monate etwas langweilig werden könnten. Vielleicht wären wir doch lieber in ein anderes Land gegangen, welches wir noch nicht kennen? In diesem Moment irren wir gewaltig, wie wir jetzt schon sagen können.

DSC06614
man findet ihn einfach immer wieder… 🙂

Die nächsten Tage verbringen wir vor allem mit der Wohnungssuche. Auf iproperty.com.my und propertyguru.com.my suchen wir nach allen Wohnungen in fast ganz KL, welche zwischen 0 und 1500 Ringgit (RM) kosten. Mehr als 350,- € für uns beide wollen wir nämlich für das Wohnen hier nicht ausgeben. Von etwa 30 versendeten Anfragen, bekommen wir vier Antworten, davon zwei Absagen. Eine Wohnung hat eine Mindestmietdauer von einem Jahr und eine ist nur für Frauen. Das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie wir später bei den anderen beiden Wohnungsbesichtigungen erfahren. An einem Tag schauen wir uns also drei Wohnungen an und entscheiden uns letztendlich für die erste Wohnung. Sie ist ziemlich neu, bis jetzt noch unbewohnt und wir werden den Masterbedroom mit eigenem Bad für 1200 RM im Monat (etwa 280,- €) bewohnen. Die ganze Wohnung ist etwa 100 m² groß, hat drei Schlafzimmer, drei Bäder und einen großen Gemeinschaftsbereich mit Küche. In eines der anderen beiden Zimmer soll in etwa zwei Wochen ein Pakistani einziehen. Zu dem großen Wohnkomplex gehören dazu noch zwei schöne Swimming-Pools und ein Gym zur freien Benutzung. Gleich schräg gegenüber der Wohnanlage ist ein Park, durch welchen wir morgens zu unserer Bahnstation zur Uni laufen und auch der Rest der Umgebung scheint freundlich und sicher. Es sprach einfach alles für diese Wohnung! Außer der Weg zur Uni… An guten Tagen brauchen wir für eine Strecke 1,5, an schlechten bis zu 2,5 Stunden. Aber das nehmen wir gerne auf uns.

107_9047
Unser Masterbedroom
107_9041
Blick von der Küche durchs Wohnzimmer

Am 31.08.2014 wollen wir mit den Malaysiern also ihren Unabhängigkeitstag feiern und laufen nach dem Frühstück zum Unabhängigkeitsplatz. Alle Menschen kommen uns entgegen und etwas später dürfen wir feststellen, dass wir sowohl die Parade, als auch die Ansprache des Königs und dazu das Feuerwerk letzte Nacht verpasst haben. Wie ärgerlich! Jedoch bekommen wir zwei Fahnen geschenkt und können keine zwei Minuten an einem Ort stehen und uns ein wenig umschauen, ohne dass jemand ein Foto mit uns machen möchte. Wir erfahren, dass es für die Menschen hier etwas Besonderes ist einen „weißen“ Freund zu haben und sie die Fotos am Abend ganz stolz ihren Freunden zeigen werden. Wir empfinden es als eine verkehrte Welt. Immer wieder bekommen wir bewundernde Blicke, wenn wir sagen, dass wir aus Deutschland sind. Immer wieder wird uns dazu gratuliert, dass wir Weltmeister geworden sind, wie toll Deutschland ist und wie stolz wir darauf sein können. Es ist auf jeden Fall ungewohnt und fühlt sich nicht ganz richtig an…

109_8172
LEGO-Panzer 🙂
109_8199
Merdeka Day!

109_8203

 UPM – hier werden Studenten „produziert“

Durch die Verzögerung des Unabhängigkeitstages beginnt die Uni etwas später. Wenn nämlich, wie dieses Jahr, ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, ist der Montag darauf auch noch ein Feiertag. Eine gute Regelung, wie wir finden. Der Weg zur Universiti Putra Malaysia (UPM), was übersetzt Prinzen-Universität Malaysia heißt, stellt sich am Anfang noch als etwas komplizierter raus, wird sich aber mit der Zeit noch einfahren. Wir werden sehr nett von der International Division empfangen und sind etwas erstaunt darüber, wie gut alles organisiert zu sein scheint. Dieser erste Eindruck soll sich in den nächsten Tagen noch als trügerisch herausstellen. Zudem muss man sagen, dass man hier ein anderes Grundverständnis von „Universität“ hat als in Deutschland. Zum Beispiel ist der gesamte Campus video-überwacht und die Uni ist sehr eng mit der Industrie und der Regierung verflochten. So entwickelt und produziert die Uni zum Beispiel seine eigenen Produkte. Eine unabhängige, freie Universität sieht unserer Meinung nach anders aus. Bei der Begrüßungsveranstaltung werden ein paar langweilige und wegen des Akzents schwer verständliche Reden gehalten, deren Kontext in etwa so zusammengefasst werden kann: Bitte nicht schlecht über die UPM reden und sich an die (vielen) Regeln halten. Außerdem wird gesagt, dass hier „Studenten produziert werden“ und die Exchange Students die Uni in internationalen Rankings nach oben bringen. Das scheint hier ganz wichtig zu sein. Na ja, auf jeden Fall nicht jedermanns Sache…

109_8401
Standard an der Uni

Um ein paar Regeln der Uni zu nennen: es gibt einen Dresscode, an den sich jeder zu halten hat. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die UPM eine muslimische Universität ist. Für die Männer bedeutet das, dass sie eine lange Hose und ein Shirt oder Hemd mit Kragen zu tragen haben. Bei den Frauen müssen Knie und Schultern bedeckt sein und die Haare zusammen getragen werden. Für jeden gilt absolutes Flipflop-Verbot und Tattoos und Piercings dürfen nicht gezeigt werden. Dazu ist das Rauchen auf dem gesamten Campus verboten. Befolgt man die Regeln nicht, so bekommt man eine Geldstrafe oder wird zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert.

107_9195
Streber!

Am zweiten Tag der Einführungsveranstaltung wird ein Ausflug nach Melaka angeboten. Nun haben wir also die Möglichkeit Teil 2 des UNESCO-Weltkulturerbes zu besuchen. Mit dem Bus fahren wir zunächst den riesigen Campus ab, halten in Putrajaya, einer modernen Planstadt mit einer enormen Moschee und vielen Regierungsgebäuden und erreichen erst gegen Nachmittag Melaka.

109_8449
Moschee in Putrajaya
109_8438
im Innern der Moschee

Es ist Freitag und so halten wir mittags etwa eine Stunde an einer Moschee, damit die Muslime ihr Freitagsgebet abhalten können. Hierfür schließen freitagmittags zwischen 12 und 14 Uhr sogar die riesigen Supermärkte und Fastfoodketten.

109_7264
Es ist Freitag und Tesco ist mitten am Tag geschlossen…
DSC06418
Christ Church in Melaka

In Melaka angekommen, haben wir etwa drei Stunden um uns die Stadt anzuschauen. In der kurzen Zeit kann man nur die wichtigsten Gebäude besichtigen und beim Inder essen gehen. Wir müssen also auf jeden Fall noch einmal wiederkommen! Völlig durchgefroren, dank der gut funktionierenden Klimaanlage, sind wir abends wieder am Campus und kurz vor Mitternacht Zuhause. Das Wochenende müssen wir nutzen um Schlaf nachzuholen bevor Montag um 8 Uhr die Vorlesungen so richtig beginnen.

Auf der Reise nach Melaka haben wir übrigens Tine aus Mainz kennengelernt, mit der wir in den nächsten Wochen und Monaten noch viel Zeit verbringen werden. Sie ist erst am Vorabend in Kuala Lumpur angekommen und sucht noch eine Wohnung. Am nächsten Tag steht sie dann mit den Worten „in dem Hotel schlafe ich keine weitere Nacht…“ mit all ihren Sachen vor unserer Haustür und zieht 10 Minuten später in das letzte freie Zimmer in unserer Wohnung ein. Spontan muss man eben sein 🙂

mit Tine (mitte) und Katharina (rechts) in Little India

Die ersten zwei Wochen an der UPM sollen immer etwas chaotisch sein, wie uns ein Professor aus Frankreich sagt und ja, das können wir nur bestätigen. An unseren

Fakultäten (Benjamin ist an der „Faculty of Mondern Languages and Communication“ und Antonia bei der „Faculty of Human Ecology“), kann uns niemand sagen, welche Kurse in Englisch und welche in Bahasa Malaysia sind. Dazu ist die Registrierungsphase schon vorbei und man soll den ProfessorInnen eine Email schreiben und fragen, ob man noch mitmachen darf… Dafür ist es nun aber schon zu spät und so laufen wir von Veranstaltung zu Veranstaltung und werden mal mehr und mal weniger nett begrüßt. Grundsätzlich läuft es aber immer gleich ab. Wenn einen der Professor entdeckt hat, fragt er oder sie:
„Are you registered for this course?!“
„No, the office of the faculty said that I have to go to the course first to find out if it’s in Englisch or not. After that they will register me.“
„I think you have to do this course. It’s very important.“

Letztendlich haben wir uns für keinen dieser Kurse entschieden… Einmal hat der Professor sogar die ganze Vorlesung in Bahasa Malaysia durchgezogen und Antonia hat sich erst getraut zu gehen, als sie nach einer Stunde von der Klimaanlage abermals völlig durchgefroren war. Vorher hatte sie es als unhöflich empfunden.

Später erfahren wir, dass jeder Kurs, in dem mindestens ein Exchange Student sitzt, in Englisch abgehalten werden muss. Doch man will ja nicht der Buhmann sein…

Auch problematisch war die Registrierung an der Universität. Noch in Deutschland mussten wir bei unserem Arzt alle möglichen Tests durchführen, wie einen Drogen- und Urintest. Auch unseren Brustkorb sollten wir röntgen, damit sichergegangen werden kann, dass wir keine Tuberkulose haben. Aber warum bitte sollte man einen gesunden Menschen röntgen, bei dem keinerlei Anzeichen zu erkennen sind? Das haben sowohl wir als auch unsere Ärztin nicht eingesehen. Nun kam es aber, wie es kommen musste und sowohl die Blut- und Urintests als auch die Erklärung zum Röntgen wurde nicht anerkannt. Wir sollten hier vor Ort also alles noch einmal machen. In dem Health Center der Universität. Von den anderen Exchange Students haben wir erfahren, dass dort ohne Bleiweste geröntgt wird und die Patienten eher abgearbeitet werden. Wir entschieden uns also dazu die Tests in dem wunderbaren „Twin Towers Medical Center“ machen zu lassen und empfehlen dieses Krankenhaus einfach jedem weiter!

fast täglicher Regen an der UPM

Nach diesem holprigen Start haben wir nun aber sehr gute Kurse gefunden, die interessant sind und Spaß machen. Der beste von denen ist die Veranstaltung mit dem Namen „Development and Sustainability“ (Entwicklung und Nachhaltigkeit). Hier wurde man freundlich empfangen und aufgenommen. Zuerst hatte nur Antonia diesen Kurs belegt und war damit die einzige “Westliche“ in diesem Kurs. Doch nachdem Benjamin nichts Gutes gefunden hatte (der Deutschgeschichtskurs wird dieses Semester leider nicht angeboten…), konnte sie ihn von der Qualität ihres Kurses überzeugen. Hier haben wir bis jetzt gelernt, dass in Deutschland alles besser ist und Malaysia dem gleichen Entwicklungsstand entgegenstrebt. Wir in Deutschland seien ja so entwickelt, sagt die Professorin bei jeder Vorlesung. Letzte Woche behauptete sie, dass für einen Europäer 70 Euro „nichts“ seien. Dazu stellte sie uns (natürlich nicht persönlich) als die bösen Kapitalisten dar. Manchmal würden wir gerne die Hand heben und ein paar Dinge richtigstellen. Vielleicht werden wir ja noch die Möglichkeit bekommen unsere Sicht der Dinge darzustellen.

Neben diesem Kurs besuchen wir noch einen überaus amüsanten Sprachkurs in Bahasa Malaysia und einen Kurs in „Malaysian Nationhood“, der bis jetzt jedoch etwas schleppend anläuft. Dort haben wir leider noch nichts gelernt.

In jedem Kurs muss man ein Assignment abgeben, welches meist ein Referat und eine Hausarbeit beinhaltet. Dazu werden jeweils ein Midterm-Test und ein Final-Test geschrieben. In unserem Lieblingskurs „Development & Sustainabilty“ besteht dieses Assignment jedoch aus einem Video für welches wir mit unserer Gruppe, bestehend aus 6 supernetten MalaysierInnen, nächste Woche nach Putrayaja fahren werden.

Interessant zu beobachten ist, dass während der Vorlesung zwischen den malaysischen Mädchen ausgetauscht wird, welches Kopftuch sie als nächstes kaufen werden und dass die Chinesen und Malayen relativ getrennt voneinander sitzen. Hierauf wollen wir nach so kurzer Zeit aber noch nicht genauer eingehen.

Unser neuer Alltag

DSC06831

Nachdem sich nun nach zwei Wochen endlich eine gewisse „Normalität“ in der Uni eingestellt hat, zieht bei uns in der Wohnung auch langsam der Alltag ein. Fast jeden Morgen ohne Uni gehen wir in den Pool und schwimmen ein paar Runden. Besser kann man einen Tag nicht beginnen! An unseren freien Tagen überlegen wir, was wir noch nicht in KL und Umgebung gemacht haben.

109_8671
Blick vom Balkon auf die Genting Hills

Da wären zum einen die Batu Caves im Norden der Stadt. Hierbei handelt es sich um einen großen Höhlenkomplex, in dem sich mehrere hinduistische Tempel befinden. Den Eingang erreicht man über eine Treppe von 272 Stufen. Bewacht wird das Ganze von einer riesigen, 43 Meter hohen, vergoldeten Murga-Statue. Sehr beeindruckend! Unser persönliches Highlight dort ist allerdings die freche und unterhaltsame Affenbande, die an den vielen Touristen ihren Gefallen findet und umgekehrt.

109_8545
Batu Caves
109_8571
Äffchen an den Batu Caves

An einem Tag hatten wir von „Asia Exchange“ eine Einladung zu einem Meeting am Vormittag, um sich gegenseitig kennen zu lernen und Fragen rund um das Auslandssemester zu stellen. Am Abend dann sollte es mit allen Exchange Students in ein chinesisches Restaurant zum Essen gehen. Uns war vorher nicht klar, dass der Leiter des Programms, ein Finne namens Harri, die Rechnung übernimmt, was uns sehr gefreut hat! Nach dem ausgiebigen und grandiosen Mahl sind wir noch in eine Bar gegangen und haben uns bei kühlen Getränken sehr angeregt unterhalten. Unser Fazit: Fürs „Ausgehen/Party machen“ in einer Umgebung mit vielen „Westlern“, westlicher Musik und Bier muss man eigentlich nicht nach KL/Asien kommen. Das können wir auch in Hamburg haben, dazu noch wesentlich günstiger als hier :). Das 0,33l-Flaschenbier in einer Bar kostet nämlich einfach mal 6,- Euro. Grund hierfür ist die hohe Alkoholsteuer in diesem muslimischen Land. Schön war es trotzdem.

Unser erster Kino-Besuch war auch spannend. Abgesehen vom Film („The Giver“) mit seinen ernsten und wichtigen Themen (Überwachung, Manipulation, „Gott spielen“) und der eisigen Kälte hat uns die malaysische Nationalhymne mit einem pathetischen Video vor Beginn des Films etwas verwirrt. Erst erschien auf der Leinwand „Please stand up for the national anthem“ und dann ging es auch schon los. Der Text wurde extra angeschlagen, damit wir auch alle mitsingen konnten. Im Kino. Als Deutscher ist man so etwas nicht (mehr) gewöhnt :).

Ah, wenn man schon die Hymne erwähnt, könnte man noch weitere Aspekte des Nationalismus/Patriotismus in Malaysia aufzählen, zum Beispiel hängen überall Nationalflaggen und im Park kann man ein kämpferisches National Monument bewundern.

National Monument
National Monument
Wieder ein Jahr älter :)
Wieder ein Jahr älter 🙂

Am 24.09. war Antonias Geburtstag! Dafür hat Benjamin sich superviel Mühe gegeben und schon Tage vorher ganz geheimnisvoll alles vorbereitet. Ein großer Geburtstagstisch war aufgebaut mit einem Frühstücksbüffet, welches man sich in Malaysia eher nicht gönnen kann. Die Rede ist von Müsli mit Milch. Die Uni hat uns natürlich trotzdem gerufen, schließlich war Mittwoch und so ging es pünktlich zum Malaysisch lernen dorthin. Abends wurde das Geburtstagskind dann noch ins Hard Rock Café eingeladen (wahrscheinlich eins von wenigen HRCs auf der Welt, indem man sich das Essengehen leisten kann) und wurde mit Eis und Ständchen von den Kellnern empfangen. Als Abschluss haben wir uns die Fountainshow an den Petronas Towers angesehen – bei Regen :). Ein superschöner Geburtstag! Danke, Benjamin!

107_9177

Vor kurzem hatten wir dann ein sehr schönes „Zufallsereignis“, was uns endlich ermöglicht, vernünftig Badminton zu spielen! (vorherige Versuche sind kläglich gescheitert 🙂 ) Eines Morgens wird Benjamin von einem Inder mittleren Alters auf unsere Badminton-Schläger im Rucksack angesprochen. Er fragt, ob wir mal mit seiner Gruppe spielen wollen. Gerne! Am Tag darauf haben wir also eine Verabredung zum Badminton spielen. Wir werden an der LRT-Station abgeholt und nach zwei Stunden Powerplay wieder dort abgesetzt. Man sind wir kaputt… aber wir bekommen gute Einblicke in das Leben der „normalen“ Menschen hier, abseits von Sehenswürdigkeiten und Attraktionen. So langsam bekommen wir das Gefühl, nicht mehr „nur“ Touristen hier zu sein. Der Blick hinter die Kulissen dieses Landes ist aufregend! Jetzt spielen wir jeden Freitag Badminton 🙂

107_9227

Es gibt auch Tage, an denen wir sehr ausgiebig den Pool nutzen, lesen und die Sonne genießen (wenn sie grade mal zu sehen ist…). Dann fühlt man sich wie in einer Hotel-Ferienanlage, nur dass es sich hierbei um ein ganz normales Wochenende handelt.
Neue Mitbewohner haben wir seit zwei Wochen auch. In das mittlere Zimmer sind der Pakistani Avis und seine Freundin Mi aus Vietnam eingezogen. Sie haben gleich am nächsten Abend für uns vietnamesisch gekocht und es war super interessant die beiden kennenzulernen. Denn die Kombination aus einem Pakistani mit einer Vietnamesin ist hier alles andere als normal. Mi hat erzählt, dass sie an der Grenze gefragt wurde, warum sie so oft herkommt und die Grenzbeamten ganz erstaunt waren, warum sie denn einen pakistanischen Freund hätte… Er ist Moslem, aber kein guter, wie er sagt. Er betet nicht fünf Mal am Tag, sondern ist nur in seinem Essensverhalten ein wahrer Moslem. Wie viele Muslime und Chinesen hier, kann auch Avis nicht schwimmen. Deshalb haben wir ihm zum Geburtstag (auch 24.9.) ein Schwimmbrett zum Lernen geschenkt und üben nun fleißig mit ihm im Pool.

107_9268
Suchbild 🙂

Unser letzter Ausflug ging zur Krabbeninsel (Pulau Ketam). Nach einem Monat in Kuala Lumpur wollten wir endlich mal wieder einen Hafen und das Meer sehen. Mit einer Art S-Bahn fuhren wir 1,5 Stunden bis zum Port Klang. Hier gab es entgegen unserer Erwartungen nicht viel zu sehen außer ein paar Schiffen, Kränen und Containern. Schon gar nicht das Meer. Durch einen Insidertipp nehmen wir ein Schnellboot, welches uns an einen schwimmenden Sarg erinnert, nach Pulau Ketam. Dort ist gerade Ebbe und wir werden von einer Menge Krabben auf dem Schlick begrüßt. Jetzt wird uns der Name der Insel auch klar! Wir befinden uns hier auf der größten Fischerdorfinsel Malaysias. Die besondere Spezialität hier ist das Seafood. Das müssen wir natürlich sofort ausprobieren und bestellen Riesengarnelen und zwei ganze Krabben. Letztere bestellt Tine und ist damit ziemlich herausgefordert… Diese Insel scheint besonders bei Chinesen beliebt zu sein, denn diese stellen hier auf jeden Fall die Mehrheit.

107_9284
Tine nach der Schlacht…

Viel mehr gibt es auf dieser Insel auch nicht zu sehen, außer einer Menge Häusern auf Stelzen und sehr viel Müll in denen sich die Ratten tummeln. Der Anblick ist für uns „recycelnde“ Deutsche besonders schmerzvoll. Durch Mangrovenwälder hindurch geht es zurück aufs Festland. Beim nächsten Ausflug werden wir vielleicht eher das erwartet vorfinden, dennoch war dieser Tag sehr authentisch und aufschlussreich für uns.

107_9317
Pulau Ketam

Fürs erste möchten wir abschließend gerne noch sagen: Gäste sind weiterhin gerne gesehen und ja, es war die richtige Entscheidung nach Kuala Lumpur zu kommen. Am Anfang haben wir noch das eine oder andere Mal daran gezweifelt… Doch nun können wir nur noch sagen „Selamat Datang!“ – Herzlich Willkommen in Malaysia!

Dieser Blog soll von nun an möglichst wöchentlich aktualisiert werden 🙂 Wir freuen uns über Rückmeldungen und Anregungen!

8 Antworten auf „Abenteuer Auslandssemester

  1. Sehr schöner Blog!

    Genießt die Zeit und die Erlebnisse, aber lasst die ekeligen Spinnenviecher dort! Sind gespannt auf mehr.

    Schöne Grüße aus Kiel,
    Conny und Jogo

  2. Grandios! Tolle Fotos und echt toll geschrieben. Macht Spaß zu lesen! Es ist fast so als wäre man dabei gewesen.
    Liebe Grüße aus Elmshorn
    Rainer und Verena

  3. Habe auch das Gefühl, als wäre ich live dabei! Unglaublich packend geschrieben! Danke für die tollen Infos und Bilder ! Habt eine wunderbare Zeit! Diese Erfahrungen kann euch keiner nehmen und wird euch euer Lebenlang begleiten! Alles Liebe, Sally

  4. Hallo ihr zwei 🙂
    Es ist ein sehr sehr schöner Blog und man bekommt einen guten Eindruck eures Lebens dort 🙂 Genießt die Zeit und nein ich sage nicht, dass das eine einmalige Gelegenheit ist, dafür seid ihr viel zu häufig weg! Hamburg ist leer ohne euch und ich freue mich sehr auf euch. Passt auf euch auf und seid gesegnet und behütet, damit ihr heil wiederkommt!
    Bis bald und alles Liebe,
    eure Ise

  5. Malaysia / Kuala Lumpur / Petronas Towers —das war die Kombi, die mir sofort einfiel, als ich von dem Auslandssemester hörte. Wie schön, dass ich jetzt von Euch so viel mehr über Land und Leute erfahren darf! Bitte nicht aufhören zu schreiben, es liest sich, als wäre man dabei. Viel Spaß und eine tolle Zeit weiterhin,
    Liebe Grüße, Birgit

  6. Schöne Bilder von Euch am anderen Ende der Welt…, hat sehr viel Spaß gemacht Euch zu „begleiten“! Liebe Grüße von Susanne & Andreas (die bucklige Verwandtschaft aus Berlin 🙂

  7. Hallo, 🙂
    sehr sehr schöner Blog, hab ihn mir auch etwas durchgelesen, da ich wohl nächstes Semester an der UPM studieren werde. Würdet ihr es empfehlen die medizinische Untersuchung in Deutschland nicht machen zu lassen, sondern erst in Malaysia?
    Viele Grüße aus Aachen
    Melanie

Hinterlasse einen Kommentar